IndustrieTreff - Mangelhafte Beratung zu Pestiziden in Garten- und Baumärkten. BUND fordert Verkaufsverbot

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Mangelhafte Beratung zu Pestiziden in Garten- und Baumärkten. BUND fordert Verkaufsverbot

ID: 1144245

(ots) - Beim Kauf von Pestiziden in Garten- und Baumärkten
werden Kunden oft schlecht beraten. Das ergaben Testkäufe durch
Mitarbeiter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in
14 Berliner und zwei Potsdamer Garten- und Baumärkten. Die Tester
hatten geprüft, ob beim Verkauf der Produkte "Calypso Schädlingsfrei"
und "Lizetan Zierpflanzenspray" von Bayer sowie bei Präparaten mit
dem Wirkstoff Glyphosat (z.B. "Roundup" von Monsanto) die
Bestimmungen des Pflanzenschutzgesetzes eingehalten werden. Außerdem
wurde die Beratungsleistung der Märkte in Bezug auf Gesundheitsschutz
und "Bienenverträglichkeit" bewertet.

Nur ein einziger Markt bestand den Test mit "gut". Die Beratung in
den übrigen Märkten war in der Mehrzahl mittelmäßig, in fünf Fällen
sogar schlecht. Der BUND fordert deshalb ein Verkaufsverbot für
umwelt-, gesundheits- und bienengefährdende Pestizide in Bau- und
Gartenmärkten.

"Das Testergebnis ist besorgniserregend. Sowohl Calypso als auch
Lizetan stehen im Verdacht, Krebs auszulösen", sagte der
BUND-Pestizidexperte Tomas Brückmann. Deshalb empfehle der Hersteller
Bayer in seinen Sicherheitsdatenblättern bei der Anwendung eine
Schutzausrüstung zu tragen, beispielsweise Handschuhe, Körper- und
Augenschutz.

"Nur in wenigen Märkten wird auf Gesundheitsrisiken hingewiesen
und in den meisten nicht auf erforderliche Schutzmaßnahmen", sagte
Brückmann. Die Stichproben ließen vermuten, dass es in Bau- und
Gartenmärkten bundesweit ähnlich aussehe. "Es besteht die Gefahr,
dass durch schlechte Beratung und unsachgemäße Anwendung von
Pestiziden viele Menschen gesundheitlich geschädigt werden können",
so Brückmann.

Zu bemängeln seien auch die Beratungen zu
Unkrautvernichtungsmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat. Das
Totalherbizid darf nicht auf versiegelten Flächen eingesetzt werden,




da es Gewässer und Wasserorganismen schädigt. "Unseren Testern wurden
glyphosathaltige Präparate wie Roundup mehrfach für versiegelte
Flächen empfohlen. Das ist ein ernster Gesetzesverstoß", so
Brückmann.

Der BUND-Experte kritisierte außerdem, dass einige Hersteller
wichtige Angaben aus den Sicherheitsdatenblättern ihrer Produkte
nicht auf den Beipackzetteln angeben. "Die Gefährlichkeit der
Pestizid-Produkte wird so verschleiert", sagte Brückmann.

In einigen Fällen liege zudem der Verdacht auf bewusste
Verbrauchertäuschung nahe. So enthielten Calypso und Lizetan das für
Bienen gefährliche Neonikotinoid Thiacloprid. Auf der Verpackung von
Calypso sei jedoch "nicht bienengefährlich" aufgedruckt. Die
Zulassungsbehörden listen den Stoff laut BUND zwar noch als
"bienenverträglich", jedoch sei die Gefahr von Thiacloprid für Bienen
bereits Anfang 2014 in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen
worden. "Dass die Hersteller sich jetzt noch herausreden können, wenn
sie auf ihren Verpackungen irreführende Angaben machen, liegt auch an
der Untätigkeit der Zulassungsbehörden", kritisierte Brückmann. Diese
müssten nun endlich reagieren und Thiacloprid die Einstufung als
bienenverträglich entziehen.

Pestizide haben einen erheblichen Anteil am Artensterben in der
Agrarlandschaft und sind für das weltweite Bienensterben
mitverantwortlich. Sie werden nicht nur in der konventionellen
Landwirtschaft, sondern auch im Haus- und Kleingartenbereich
eingesetzt und sind in vielen Bau- und Gartenmärkten erhältlich. Im
Pflanzenschutzgesetz ist festgelegt, dass Pestizide nicht über
Selbstbedienung an "nicht-berufliche Anwender" verkauft werden
dürfen. Wenn Verkäufer diese Produkte herausgeben, müssen sie
umfassend über "Risiken der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln für
Mensch, Tier und Naturhaushalt" aufklären.

"Wir sehen nicht in erster Linie die Verkäufer in der
Verantwortung, sondern die Bundesregierung, die umwelt- und
gesundheitsgefährdende Produkte verbieten muss", stellte Brückmann
klar. "Bis es soweit ist, sind die Bau- und Gartenmärkte in der
Pflicht. Sie müssen den kommenden Winter dafür nutzen, um umwelt-,
gesundheits- und bienengefährdende Pestizide aus ihren Regalen zu
verbannen", sagte Brückmann.

Den BUND-Gartencenter-Report zur Pestizid-Beratung finden Sie im
Internet unter: www.bund.net/pdf/gartencenter_testreport

Weitere Informationen unter: www.bund.net/pestizide

Die österreichische BUND-Schwesterorganisation "Global 2000"
stellt im Internet den Ratgeber "Gift - Tipps für mehr Artenvielfalt
im Garten" kostenfrei zur Verfügung:
www.global2000.at/sites/global/files/G%C3%A4rtnern_ohne_Gift.pdf



Pressekontakt:
Tomas Brückmann, BUND-Pestizidexperte:
Tel. 030-27586-420 bzw.

Annika Natus, BUND-Pressereferentin:
Tel. 030-27586-464/-425
E-Mail: presse(at)bund.net
Internet: www.bund.net


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Datum: 04.12.2014 - 10:45 Uhr
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