Misere der Energiekonzerne ist selbstgemacht /
Greenpeace-Studie weist gravierende Managementfehler nach
(ots) - Die prekäre Lage der vier großen Stromkonzerne
RWE, Eon, Vattenfall und EnBW ist gravierenden und anhaltenden
Managementfehlern geschuldet, nicht primär der Energiewende. Dies ist
das Ergebnis einer umfangreichen Analyse (http://gpurl.de/4RxQ7) von
Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup und Prof. Dr. Ralf-Michael Marquardt
von der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen im Auftrag der
unabhängigen Umweltorganisation Greenpeace. Die großen
Energieversorger stehen doppelt unter Druck. Im früheren Kerngeschäft
Stromerzeugung und -vertrieb verlieren sie kontinuierlich
Marktanteile. Im Zukunftsgeschäft mit den Erneuerbaren Energien
stehen ihnen schlagkräftige neue Konkurrenten gegenüber.
"Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel darf den Stromkonzernen nicht mit
weiteren Subventionen wie Kapazitätsmärkten unter die Arme greifen.
Die größte Hilfe für den Strommarkt und gleichzeitig für Deutschlands
Klimapolitik ist ein geordneter, schrittweiser Kohleausstieg", so
Greenpeace-Energieexperte Tobias Austrup.
Konventionelle Energieversorger stehen heute aus eigenem
Verschulden vor enormen Herausforderungen, so die Studie. Der
Atomausstieg, die Energiewende und der zu reformierende
Emissionshandel waren länger absehbare Entwicklungen, auf die sich
die Versorger hätten einstellen müssen. Doch statt sich am Ausbau der
Erneuerbaren Energien zu beteiligten, kämpften die Unternehmen für
eine Laufzeitverlängerung ihrer Atomkraftwerke und tätigten im
Ausland teure und riskante Zukäufe. "Das Management der großen
Versorger hat die Augen zu lange vor dem absehbaren neuen
Energiemarkt verschlossen. Jetzt rächt sich das sture Festhalten an
einem überkommenen Geschäftsmodell", so Studienautor Heinz-Josef
Bontrup.
Schlechte Zukunftsperspektiven gefährden Atomrückstellungen
Aussicht auf wirtschaftliche Besserung können die Autoren nicht
erkennen. Der Schuldenstand der Konzerne ist hoch, Kreditratings
schlecht, der Wert konventioneller Kraftwerke im Sinken begriffen.
Gleichzeitig setzt der steigende Anteil der Erneuerbaren Energien die
Konzerne unter Druck. "Diese Schraubzwinge wird für die ehemaligen
''Big 4'' absehbar nicht lockerer werden, sondern enger", fasst
Co-Autor Ralf-Michael Marquardt die Ergebnisse zusammen.
Die miserablen Geschäftsaussichten der vier großen
Energieversorger bedrohen auch deren finanzielle Verpflichtungen. Die
Rückstellungen der "Big 4" für die Milliardenkosten des Rückbaus der
Atommeiler und die Umweltfolgen des Braunkohletagebaus bestehen zum
großen Teil aus dem Wert der konzerneigenen Kraftwerke. Deren Wert
sank zuletzt deutlich, was hohe Abschreibungen nötig machte.
Entsprechend unsicher drohen die Rückstellungen zu werden. "Die
Bundesregierung muss dringend dafür sorgen, dass die Rückstellungen
der Energieversorger in einer öffentlich-rechtlichen Stiftung
gesichert werden", so Austrup. "Der Steuerzahler soll nicht für die
Managementfehler von vormals blendend verdienenden Konzernen
aufkommen müssen."
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Datum: 10.03.2015 - 12:30 Uhr
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