Der Ruf des CERN steht auf dem Spiel
Zwei völlig unterschiedliche Vorkommnisse am vergangenen Wochenende haben das CERN erneut in die negativen Schlagzeilen gebracht. Zum einen hat ein Stück Baguette den Teilchenbeschleuniger LHC erneut lahm gelegt, zum anderen wurde bekannt, dass es im CERN-Netzwerk ein gewaltiges Datenleck mit dramatischen Auswirkungen gibt.
(industrietreff) - Readers Edition sprach über die jüngsten Vorfälle mit dem langjährigen Max-Planck-Wissenschaftler und Publizisten Dr. Rolf Froböse, der in seinem neuesten Buch „Sekunde Null. Das Urknall-Experiment“ die Sicherheitslage am CERN kritisch beleuchtet hat.
Readers Edition: Im vergangenen Jahr drangen Hacker in die sensible Steuerung des LHC ein, danach gab es mehrere Pannen mit dem Kühlsystem und jetzt kommen unmittelbar vor dem geplanten Neustart des LHC am 20. November erneute Hiobsmeldungen aus Genf. Was ist genau passiert?
Froböse: Es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Dinge. Bleiben wir zunächst beim Brot. In der Tat hat ein Stück Baguette die Probeläufe des LHC außer Gefecht gesetzt.
Readers Edition: Wie konnte so etwas passieren?
Froböse: Wie das Teilchen auf die Stromschienen der Außenanlage gelangen konnte, ist noch fraglich. Angeblich soll es kein hungriger Techniker sondern vielmehr ein Vogel gewesen sein, der das Brotstück auf die Stromschienen fallen ließ. Allerdings handelt es sich nur um Mutmaßungen. Fakt ist hingegen, dass das Teilchen zu einem Kurzschluss des Stromkreislaufs führte, wodurch es in Teilen des gekühlten Stromkreislaufs zu einer Erhitzung gekommen ist, was wiederum eine Abschaltung des gesamten Systems zur Folge hatte.
Readers Edition: Soll das heißen, dass die Stromschienen völlig ungeschützt sind?
Froböse: Ganz offensichtlich ist das der Fall. Es ist einfach nicht nachvollziehbar, wenn Stromschienen in einer Außenanlage nicht gegen Verunreinigungen hinreichend geschützt sind. Auch Vogelkot oder andere Verunreinigungen hätten vermutlich einen ähnlichen Effekt gehabt. An dieser Stelle stellt sich ernsthaft die Frage, wie es um die Sicherheit des LHC bestellt ist, wenn erst einmal nach dem Hochfahren der Urknall-Maschine die beschleunigten Teilchen aufeinanderprallen.
Readers Edition: Wie rechtfertigt das CERN diese Sicherheitsmängel?
Froböse: Überhaupt nicht. Vielmehr hat die Pressestelle des CERN zunächst versucht, den Vorfall zu vertuschen und die Temperaturerhöhung als Ergebnis von Routinetests auszuweisen. Erst später soll ein Mitarbeiter des CERN ausgesagt haben, dass ein Stückchen Baguette auf den Stromschienen für die neuerliche Panne verantwortlich gewesen sei.
Readers Edition: Wie bitte? Das darf doch nicht wahr sein!
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Datum: 09.11.2009 - 20:00 Uhr
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