IndustrieTreff - Zecken auf dem Vormarsch: FSME-Risikogebiete in Sachsen / Experten erwarten in diesem Jahr eine höh

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Zecken auf dem Vormarsch: FSME-Risikogebiete in Sachsen / Experten erwarten in diesem Jahr eine höhere Zeckenpopulation (FOTO)

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(ots) -
Es ist warm, der Sommer steht vor der Tür und alle freuen sich
über die Wärme. Wer will da noch über den Winter sprechen? Drei
Experten aus Sachsen, die sich seit Jahrzehnten mit Zecken befassen,
sehen hier Bedarf. Die vergleichsweise milden Monate von November bis
Februar begünstigen die Population der blutsaugenden Parasiten und
damit die Verbreitung der Krankheitserreger, die sie mit ihrem Stich
übertragen können. Denn in einem wärmeren Winter gibt es mehr
Nahrungsquellen. Dies gilt auch für Zecken, die sich zum Blutsaugen
von Nagetieren abstreifen lassen. Seit nunmehr einem Jahr ist der
Vogtlandkreis in Sachsen FSME-(Frühsommer-Meningoenzephalitis-)
Risikogebiet. Aktuell ist das Endemiegebiet Forschungsgegenstand
zweier Studien der Universität Leipzig.

Eigentlich gibt es gute Nachrichten: Die FSME-Virusinfektionen in
Sachsen sind im vergangenen Jahr gesunken und es ist kein weiteres
Risikogebiet zum Vogtlandkreis hinzugekommen. Die Universität Leipzig
erforscht derzeit die Verbreitungswege der Zecken und damit der von
ihnen übertragbaren Krankheitserreger in zwei Studien. Tatsache ist
aber, dass Zecken bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger übertragen
können.

Vor diesem Hintergrund hat es sich Professor Martin Pfeffer zur
Aufgabe gemacht, zu erforschen, wie sich Zecken verbreiten und welche
Krankheitserreger sie in sich tragen. Dazu hat er am Institut für
Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig
eine sachsenweite Studie an Rehen initiiert. Denn Sachsen liegt genau
an der Übergangszone zwischen FSME-Risikogebieten und Landkreisen mit
nur sporadischen Fällen. Rehe eignen sich aufgrund ihres geringen
Aktionsradius besonders gut zur Abschätzung der Grenzen des
FSME-Endemiegebiets. Professor Pfeffer und sein Team sammeln im
Rahmen der Studie Zecken von Rehdecken ab und untersuchen sie auf




Krankheitserreger. Anhand der so gewonnenen Daten kann Professor
Pfeffer die Verbreitungswege der Zecken und der verschiedenen
Krankheitserreger, die sie mitunter in sich tragen, analysieren: "Es
war ein sehr milder Winter und ich gehe davon aus, dass wir viele
Zecken finden werden, um unsere Studie auf eine solide Datenbasis zu
stellen. Das ist natürlich aus Forschersicht sehr spannend. Leider
bedeutet eine hohe Zeckenpopulation aber auch ein höheres
Gesundheitsrisiko für den Menschen. Wir beobachten, dass sich die
Zecken immer weiter in den Norden ausbreiten", erklärt Professor
Pfeffer.

Das kann Dr. Olaf Leschnik bestätigen. Der Chefarzt der Klinik für
Neurologie im Sächsischen Krankenhaus in Rodewisch hat oft genug an
Patienten erlebt, wie gefährlich die Krankheitserreger sind, die bei
einem Zeckenstich übertragen werden können. Darunter die sogenannten
FSME-Viren. "Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, macht sich
manchmal wie eine Sommergrippe bemerkbar. Das FSME-Virus kann jedoch
auch zu einer Entzündung der Hirnhäute und des zentralen
Nervensystems mit schweren Langzeitschäden führen. Manche Patienten
müssen nach einer überstandenen FSME-Virusinfektion das Sprechen oder
das Laufen neu lernen oder erleiden andere lebenslange Behinderungen.
FSME ist nicht ursächlich behandelbar. Wir Ärzte können nur die
Symptome lindern, gegen das Virus sind wir machtlos", warnt Dr.
Leschnik. Eine ausgewachsene Zecke ist zwar nur wenige Millimeter
groß, aber ein ausgesprochener Überlebenskünstler. Sie kann bis zu
zwei Jahre auf Nahrung warten, übersteht einen Waschgang in der
Waschmaschine bei 40 Grad und braucht noch nicht einmal Augen, um ihr
Opfer zu finden. Sie nimmt ihre Beute unter anderem per Geruch wahr.
Nur eine gute FSME-Vorsorge kann das Risiko, von einer Zecke
gestochen zu werden, verringern. Hier setzt die zweite Studie der
Universität Leipzig an, in der FSME-Patienten danach gefragt werden
sollen, an welchem Ort sie sich die Zecke eingefangen haben könnten.
Professor Pfeffer und sein Team gehen dann genau dort auf die Suche
nach den kleinen Parasiten, um auch sie auf FSME-Viren zu untersuchen
und so Endemiegebiete zu identifizieren.

Wer sich draußen aufhält, sollte generell ein paar
Vorsorgemaßnahmen beachten. Durch lange, möglichst helle Kleidung
haben Zecken weniger Angriffsfläche, sind auf dem Stoff gut sichtbar
und können abgelesen werden, bevor sie freie Haut finden. Zudem
halten chemische Duftstoffe, sogenannte Repellents, Mücken und Zecken
vom Stechen ab. Und gründliches Absuchen nach jedem Aufenthalt im
Freien sollte für alle, die gern draußen sind, eine
Selbstverständlichkeit sein. Zusätzlich kann eine FSME-Impfung davor
schützen, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken: "Die meisten
der an FSME erkrankten Personen infizieren sich in ihrer Freizeit mit
dem Virus. Da Zecken beim Stechen ein betäubendes Sekret absondern,
bleibt ihr Stich oft unbemerkt. Es gibt bei einer FSME-Infektion
keine die Ursachen behandelnde Therapie. Wir haben aber den großen
Vorteil, dass es eine Impfung gibt. Auf diese Weise kann es gar nicht
erst zur Erkrankung kommen", erklärt Dr. Dietmar Beier, Vorsitzender
der Sächsischen Impfkommission (SIKO).

Je wärmer die Winter werden, desto mehr Nahrung gibt es und umso
mehr Parasiten und Schädlinge überleben. Die Experten sind sich daher
einig: Eine größere Zeckenpopulation ist dieses Jahr in Sachsen nicht
auszuschließen. Da Zecken dem Menschen gefährlich werden können, ist
die richtige Vorsorge das A und O.

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