IVA: Märkte für Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel 2016 stark rückläufig / Absatz und Umsätze in der Agrarchemie gingen 2016 deutlich zurück / Branche klagt über Zulassungsstau für neue Mittel (FOTO)
(ots) -
Die Märkte für Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger sind zuletzt
deutlich gefallen. Der Inlandsumsatz mit Pflanzenschutzmitteln in
Deutschland brach im Vergleich zum Vorjahr um 11,1 Prozent ein und
belief sich zum Jahresende 2016 auf 1,42 Milliarden Euro (2015: 1,59
Mrd. Euro). Eine ähnliche Marktentwicklung war auch im
Düngemittelbereich zu verzeichnen, wo die Absätze in der Düngesaison
2015/16 - je nach Nährstoff - zwischen 4 und 14 Prozent im Vergleich
zur Vorsaison zurückgingen. Diese Zahlen meldete der Industrieverband
Agrar e. V. (IVA) heute anlässlich seiner Jahrespressekonferenz in
Frankfurt.
>> Detaillierte Informationen zum Pflanzenschutzmarkt (PDF 120 KB)
http://ots.de/T0fNt
>> Detaillierte Informationen zum Düngemittelmarkt (PDF 120 KB)
http://ots.de/c6tcp
Der "Achterbahn-Sommer" 2016 mit wechselnden Phasen von Dürre und
Starkregen stellte Landwirte vor große Herausforderungen und wirkte
sich entsprechend auf den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln aus. Die
Entwicklung in den einzelnen Marktsegmenten war dabei uneinheitlich.
Der Fungizidumsatz ging um 15,9 Prozent auf 598 Millionen Euro
zurück, wobei die Entwicklung je nach Region und Anbaukultur
unterschiedlich verlief. So stieg die Nachfrage nach
Kartoffelfungiziden im Süden zur Bekämpfung der Kraut- und
Knollenfäule im nassen Frühsommer an. Auch der Herbizidumsatz sank
spürbar um 8,5 Prozent auf 582 Millionen Euro. Der Markt für
Insektizide lag mit 135 Millionen Euro um 0,7 Prozent leicht über dem
Vorjahreswert; der Umsatz der sonstigen Pflanzenschutzmittel ging um
9,9 Prozent auf 100 Millionen Euro zurück.
"Wir ziehen Bilanz eines schwierigen Jahres: Für die
Umsatzeinbrüche 2016 gab es viele Gründe, von Lagerbeständen über
schwache Agrarmärkte bis zu Preiskorrekturen bei den Produkten. Es
gab aber auch steigenden Bedarf wie in den meisten Weinbauregionen,
wo die Winzer mit Falschem Mehltau zu kämpfen hatten. Wirksamer
Pflanzenschutz war in der Landwirtschaft gefragter denn je, um trotz
aller Wetterkapriolen am Ende der Saison eine gute Ernte
einzufahren", kommentierte IVA-Präsident Dr. Helmut Schramm. Er
betonte, dass die Defizite im deutschen Zulassungssystem nach wie vor
zentrales Thema der Branche sind: "Zur Bilanz des vergangenen Jahres
gehört auch, dass so manches neue Pflanzenschutzmittel Landwirten nur
deshalb nicht zur Verfügung stand, weil es an einer Zulassung fehlte.
Bei den Behörden ist ein erheblicher Zulassungsstau angewachsen; das
ist zum Schaden der Hersteller, vor allem aber ein echter
Wettbewerbsnachteil für deutsche Landwirte."
Auch in der Entwicklung des Markts für Mineraldünger sieht Ulrich
Foth, Vorsitzender des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, die
Bestätigung für eine seit Jahren stabile Nachfrage nach Düngemitteln.
Der Absatz an Stickstoffdüngern ist in der Saison 2015/16 zwar um 6
Prozent zurückgegangen, liegt aber mit 1,71 Millionen Tonnen im
langfristigen Mittel. An Phosphatdüngern wurden 287 762 Tonnen und
damit 4,3 Prozent weniger als im Vorjahr abgesetzt. Den deutlichsten
Rückgang mit 14 Prozent verzeichneten Kalidünger (397 759 Tonnen),
der Absatz an Kalkdüngern ging um 10 Prozent auf 2,43 Millionen
Tonnen zurück.
"Weltweit werden die Absatzmengen weiter steigen. In Deutschland
rechnen wir aber aufgrund der Verschärfungen im Düngerecht mit
Absatzrückgängen, die regional sehr unterschiedlich ausfallen werden.
Dennoch unterstützen die Mineraldünger-Produzenten das Ziel,
Pflanzennährstoffe zukünftig noch effizienter einzusetzen",
unterstrich Foth.
Schramm wies auf die eklatanten Defizite im deutschen
Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel hin, die unabhängige
Inspektoren bei einem Audit im Auftrag der Europäischen Kommission
aufgedeckt hatten. Sie stellten fest, dass die Bearbeitungsfristen
der EU-Zulassungsverordnung 1107/2009 in Deutschland noch nie
eingehalten wurden. Da an dem Verfahren in Deutschland vier Behörden
beteiligt sind, sahen die EU-Auditoren die Ineffizienz als
systembedingt an; nur durchgreifende Maßnahmen ("drastic measures")
könnten die Missstände beheben.
"Es darf jetzt kein weiteres Herumdoktern mehr geben, es ist jetzt
Zeit für eine große Strukturreform in der Zulassung", so Schramm.
"Die Prüfung der Anträge sollte künftig in der Hand nur noch einer
Institution liegen, die politisch unabhängig ist und ausschließlich
auf wissenschaftlicher Basis bewertet. Sie muss allein dem für
Landwirtschaft zuständigen Ministerium unterstellt sein, das
letztlich für die Zulassungsentscheidungen verantwortlich ist."
Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) vertritt die Interessen der
agrochemischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der
50 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung,
Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie. Die vom IVA vertretene
Branche steht für innovative Produkte für eine moderne und
nachhaltige Landwirtschaft.
Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Martin May
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 151 54417692
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: may.iva(at)vci.de
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Datum: 09.05.2017 - 12:00 Uhr
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