Der Phoenix aus Bitumen - Über die Wiedergeburt einer Traditionsfirma aus dem Revier
(industrietreff) -
Gleich zwei Geburtstage pro Jahr feiert das Oberhausener
Familienunternehmen Krebber Moderne Baustoffe GmbH.
Einmal am 3. Oktober, dem Tag der Unternehmensgründung
vor rund 130 Jahren. Und dann noch am 1. Mai. Da nämlich
gelang 2004 nach zwischen-zeitlicher Insolvenz der
erfolgreiche Neustart des Dachbahnen-Spezialisten – unter
Rück-besinnung auf alte Tugenden.
2001 teilten rund 10.000 nordrhein-westfälische Unternehmen
ein gemeinsames Schicksal: Die Insolvenz. Auch im 1875
gegründeten Familienunternehmen Krebber standen im
Frühjahr des Jahres die Maschinen still. Nicht allein die in
dieser Zeit zu beobachtende Verschiebung vom produzierenden
Gewerbe zu den Dienstleistungsbereichen war schuld. "Ein
entscheidender Fehler war die zu rasche Expansion ins
Ausland", berichtet Oliver Krebber, heutiger Geschäfts-führer
und Ur-Ur-Enkel des Gründers. "Zudem hat die damalige
Geschäftsführung eine wichtige Säule des Unternehmens zu
sehr vernachlässigt: Die Erfahrung der Alten." Als Krebber
seinen unternehmerischen Erfolgshöhepunkt in den 1990er
Jahren erlebte, arbeiteten dort noch 60 Flachdachspezialisten
und Ingenieure jeden Alters. "Damals produzierten wir fünf
Millionen Quadratmeter Bitumen-Dachbahnen im Jahr. Mit
rund 250 Stammkunden ging es dem Unter-nehmen richtig
gut", so Krebber, der selbst seit 1993 im Unternehmen tätig
war. Unstimmigkeiten in der vierköpfigen Geschäftsführung
führten 1998 dazu, dass er und sein Vater das Unterneh-men
schweren Herzens verließen. "Für Unternehmen und
Mitarbeiter die einzig sinnvolle Lösung. Erfolg braucht eine
klare Linie", erklärt Krebber diesen wegweisenden Schritt. Als
sich dann An-fang 2001 ehemalige Mitarbeiter vertrauensvoll
an ihn wandten, erfuhr er, wie es der Krebber GmbH zu
diesem Zeitpunkt wirklich ging. Zu spät. Nach dem
Insolvenzverfahren begannen drei Jahre mühsamer Versuche
zu retten, was zu retten war. Und an langen Abenden in den
ehema-ligen Büros, versunken in den Tiefen unzähliger
Aktenordner, bereitete der Diplom Kaufmann die Auferstehung
vor.
Von der Innovation zur Antidröhnpappe und zurück
Oliver Krebber gelang es schließlich, die Produktionsanlagen
zu erhalten und das Betriebsgelän-de zurückzukaufen. Und im
Frühjahr 2004 war es dann so weit: Zum ersten Mal seit drei
Jahren liefen wieder Dachbahnen über das Band. Emsige
Gabelstapler bahnen seitdem wieder ihren Weg durch das
gefüllte Lager. In der Luft liegt der Geruch von heißem
Bitumen. Ein Wunder? Glück? Können? "In erster Linie
Leidenschaft", meint Oliver Krebber. "Mein Vater und ich
haben erst richtig Spaß, wenn sich die Maschinen drehen.
Deshalb haben wir unsere Produktion auch mit Zähnen und
Klauen verteidigt." Der Rückhalt der alten Fachkräfte und die
Überzeugung, dass Krebber vom Wirtschaftsstandort
Oberhausen profitiert, fördern den derzeitigen Wiederaufbau
des Unternehmens, das heute wieder 12 Mitarbeiter
beschäftigt. "Oberhausen ist eine zentrale Drehscheibe des
Rhein-Ruhr-Raums mit einer hohen wirtschaftlichen
Produktivität, zu der Krebber nun schon seit vielen
Generationen beiträgt", berichtet Krebber. Das günstige
Verkehrsnetz eignet sich nach wie vor für uns, da wir uns als
Lieferant und technischer Berater in Sachen Bi-tumen-
Dachbahnen verstehen." Keine Frage: Oberhausen und
Krebber – das passt zusammen. Nicht zuletzt deshalb, weil
sowohl durch die Stadt als auch durch das Unternehmen der
Wind von Innovation und Forschung weht. Das Fraunhofer-
Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energie-technik, das
Zentrum für Umwelt und Energie, die Verwaltungs- und
Wirtschaftsakademie und viele andere namhafte Institutionen
erforschen die Wirtschaft der Zukunft. Ebenso wie das Unter-
nehmen Krebber seit Generationen nach innovativen
Techniken und neuen Stoffen für die Bau-werksabdichtung
sucht. Stets am Puls der Zeit.
Schon 1875 handelte Krebber mit chemischen Grundstoffen
und der Produktion von Seife, Vase-line und Schmierstoffen.
Der Großvater des heutigen Geschäftsführers, Hans Julius
Krebber, erkannte schließlich die besonderen Eigenschaften
und den Nutzwert von Bitumen: Bekannt ist das Erdharz zwar
schon seit der Antike, doch die Industrie setzt die
Kohlenwasserstoffverbindung mit der dunklen Färbung erst
seit dem vergangenen Jahrhundert ein. Heute wird Bitumen
aus besonders schweren und asphaltbasischen Erdölen
gewonnen, wie man sie in Venezuela oder Russland fördert.
Da die Bitumen die schwersten Bestandteile des Rohöls sind,
lassen sie sich in einer zweistufigen Destillation problemlos
von den leichter verdampfenden Teilen trennen. Der
Bitumenverbrauch weltweit und pro Jahr liegt heute bei 3,5
Millionen Tonnen.
"Bitumen ist ein faszinierender Stoff, der im Zusammenhang
mit der Dachbahnenproduktion hauptsächlich als Dichtstoff
verwendet wird", erläutert Oliver Krebber. "Er macht die
Bahnen au-ßerordentlich Temperatur unempfindlich und
langlebig." Und vielseitig. Immerhin fertigte Krebber in den
1960er Jahren unter anderem Antidröhnpappen für die
Motorhaube des noch rappeligen VW-Käfers. Damit wurde er
leiser und hörte sich kraftvoller und knurriger an. Bitumen-
Wunderwelt. In den folgenden zehn Jahren spezialisierte sich
das Unternehmen dann auf das Abdichtungssegment und
bereits 1972 fertigte Krebber die ersten
kunststoffmodifizierten Bitu-menbahnen.
Angewandte Chemie
Wenn Tradition auf Innovation trifft, herrscht im Krebber-
Forschungslabor Hochbetrieb. Wortwört-lich – schließlich liegt
der hell geflieste, fast steril anmutende Raum oberhalb des
Gebäudekom-plexes, in dem die alte backsteinerne
Produktionsstätte an die moderne Maschinenhalle in
Leichtbauweise grenzt. "Wir haben zum Beispiel stark im
Bereich der SBS-Polymer-Bitumenbahnen geforscht. Bitumen
wird hierbei mit Styrol-Butadien-Styrol vermischt, eine Ver-
bindung, die zur Gruppe der Elastomere gehört. Die Moleküle
legen sich nebeneinander, wodurch die Bahnen, die aus Glas-
oder Polyester-Kombinationsträgern bestehen, äußerst
biegsam sind." Eine echte Innovation. Neben klebbaren und
durchwurzelungsfesten Dachbahnen entwickelte sich die 1978
eingeführte SBS-Bitumenschweißbahn TEB Jokaplan PL (eine
Spezialbahn für einlagige Abdichtung) zum Verkaufsschlager.
So hat zum Beispiel die Firma Hella aus Lippstadt zwischen
1995 und 1997 etwa 50.000 Quadratmeter ihrer Werks- und
Hallendächer mit Jokaplan abgedichtet – eine Gesamtfläche
von nahezu zehn Fußballfeldern.
Rund 90 Prozent der alten Kunden sind der Krebber Moderne
Baustoffe GmbH treu geblieben. Dennoch weiß Oliver
Krebber, dass der Betrieb sich nicht auf den Lorbeeren
ausruhen darf. Täg-lich landen zig Proben der fertigen
Bitumenbahnen auf dem eigenen Tisch und in unabhängigen
Labors, um sie hinsichtlich Alterung, Beständigkeit gegen
Flugfeuer und strahlende Wärme sowie hinsichtlich der
mechanischen Beanspruchung zu überprüfen. Ziehen,
Stauchen, Hitze, Kälte. Qualität ist das A und O. So garantiert
Krebber, dass die Produkte auch tatsächlich den Quali-
tätsvorgaben der Branche entsprechen. Und obwohl die
Herstellung von Bitumendachbahnen heutzutage stark
normiert ist und somit nur wenig Raum für
(dach)bahnbrechende Erfindungen zulässt, treibt der
Pioniergeist seiner Vorfahren Oliver Krebber so manches Mal
selbst ans Mikro-skop – auf der Suche nach innovativen
Methoden, die die Produktion und die Produkte der Kreb-ber
Moderne Baustoffe GmbH optimieren und die Angebotspalette
sinnvoll erweitern. "Die jüngste Entwicklung am Markt ist die
Anreicherung von Bitumen mit Kunststoffen und Harzen",
verrät er und schweigt sich über seine eigene Mixtur
wohlweislich aus.
Somit kam 2001 vielleicht das Ende für die alte Krebber
GmbH. Doch zugleich wurde aus dem Verfall die neue,
kraftvolle Krebber Moderne Baustoffe GmbH. Das neue
Traditionsunternehmen ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus
der Krise eine Tugend wird. Eine Tugend und zwei Geburts-
tage.
Weitere Informationen:
Krebber
Moderne Baustoffe GmbH
Ruhrorter Straße 55
46049 Oberhausen
Ansprechpartner:
Oliver Krebber (Geschäftsführer)
Telefon: 0208 456 998 0
Fax: 0208 456 998 45
E-Mail: info(at)krebber-dach.com
Internet: www.krebber-dach.com
Bereitgestellt von Benutzer: MelanieOehlmann
Datum: 28.07.2005 - 17:04 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 15876
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Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Melanie Oehlmann
Stadt:
Duisburg
Telefon: 0203299091
Kategorie:
Verarbeitendes Gewerbe
Meldungsart: Erfolgsprojekte
Versandart: eMail-Versand
Freigabedatum: 28.07.2005
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