Interview mit Wissenschaftsautor Ernst Probst: Wer ist der größte Dinosaurier?
(industrietreff) - Wiesbaden – Das Weblog http://dinosaurier-news.blog.de interviewte den Wissenschaftsautor und international aktiven Fossilienhändler Ernst Probst aus dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim zum Thema Dinosaurier:
dinosaurier-news: Herr Probst, seit wann interessieren Sie sich für Dinosaurier?
Probst: Im Alter von 31 Jahren hatte ich als Journalist zum ersten Mal Kontakt mit dem renommierten Saurier-Experten Dr. Rupert Wild (Foto unten) vom Stuttgarter Naturkundemuseum, der 1977 die Jahrhundertgrabung im Saurierfriedhof von Kupferzell im Hohenloher Land in Baden-Württemberg leitete. Ab dieser Zeit interessierte ich mich für Dinosaurier, da an dieser Fundstelle auch Ahnen von Dinosauriern entdeckt wurden.
dinosaurier-news: Wie ging es dann weiter?
Probst: Ab 1977 schrieb ich immer öfter Artikel über paläontologische Themen für Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenagenturen über Dinosaurier, Meeressaurier, Flugsaurier und andere Saurier. 1986 erschien mein erstes Buch „Deutschland in der Urzeit“, dem u. a. „Rekorde der Urzeit“ (1992), „Dinosaurier in Deutschland“ (1993) - letzterer Titel zusammen mit Raymund Windolf -, „Monstern auf der Spur“ (2001) und „Nessie“ (2002) folgten.
dinosaurier-news: Was fasziniert Sie an Dinosauriern am meisten?
Probst: Neben der beeindruckenden Höhe und Länge der größten Dinosaurier grüble ich oft darüber nach, was passiert wäre, wenn die „Dinos“ nicht gegen Ende der Kreidezeit vor etwa 65 Millionen Jahren ausgestorben wären. Wären ohne das Dinosaurieraussterben die Entwicklung der Säugetiere ebenso explosionsartig abgelaufen und die Menschen entstanden? Ich glaube: nein!
dinosaurier-news: Welche Dinosaurier gelten als die größten?
Probst: Bei den Raubdinosauriern ist „Tyrannosaurus rex“, der „König der Tyrannenechsen“ aus Nordamerika, inzwischen entthront. Noch größer als Tyrannosaurus war nach neueren Erkenntnissen Carcharodontosaurus („Haizahn-Echse“) aus Nordafrika gewesen, der maximal 6 Meter Höhe und 15 Meter Länge erreichte. Carcharodontosaurus trug einen 1,85 Meter langen Schädel (Tyrannosaurus 1,65 Meter). Bei den Pflanzenfressern ist der bis zu 13 Meter lange und 25 Meter hohe Brachiosaurus („Arm-Echse“) nicht mehr der Rekordhalter. Er wird von Argentinosaurus, Seismosaurus und Supersaurus mit einer Länge von jeweils mehr als 40 Meter deutlich übertroffen. Von diesen Giganten mit kleinem Kopf, schlangenartigem Hals, elefantenartigen Beinen und peitschenförmigen Schwanz liegen aber nur Teile des Skeletts vor, aus deren Maßen man auf die Gesamtlänge schließt.
dinosaurier-news: Wer war der kleinste Dinosaurier?
Probst. Der 1858 in Jachenhausen bei Riedenburg in Bayern entdeckte Zwergdinosaurier Compsognathus mit einer Länge bis zu 70 Zentimeter gilt als der kleinste Dinosaurier der Erde. Dieser kleine und flinke Raubdinosaurier war nur so groß wie eine heutige Hauskatze und ein Zeitgenosse von Urvogeln und Flugsauriern.
dinosaurier-news: Gibt es noch andere Rekordhalter bei den Dinosauriern?
Probst: Ankylosaurus mit einer Länge bis zu 10 Meter gilt als der größte Panzerdinosaurier und Triceratops („Dreihorn“) mit einer Länge bis zu 9 Meter als der größte Horndinosaurier. Der bis zu 12 Meter lange Raubdinosaurier Spinosaurus trug das größte Rückensegel (1,75 Meter hoch). Der bis zu 13 Meter lange pflanzenfressende Entenschnabeldinosaurier Anatosaurus hatte die meisten Zähne (etwa 2000). Und die größten Fußabdrücke von dreizehigen Raubdinosauriern (Gigantosauropus) aus Nordspanien sind 1,35 Meter lang.
dinosaurier-news: Wenn von Dinosauriern die Rede ist, denken die meisten Leute an Amerika, Asien und Afrika, weniger an Europa? Gibt es dafür einen guten Grund?
Probst: Auch in Europa und sogar in Deutschland sind viele Skelettreste und Fußabdrücke von Dinosauriern entdeckt worden. In dem Buch „Dinosaurier in Deutschland“ von Raymund Windolf und mir werden zahlreiche Dinosaurierfunde und -fundorte. Allein am baden-württembergischen Fundort Trossingen hat man Dutzende von Plateosauriern geborgen, der scherzhaft auch „Schwäbischer Lindwurm“ oder „Deutscher Lindwurm“ genannt wird. Viele Journalisten/innen der deutschen Medien haben allerdings von Paläontologie und Dinosauriern überhaupt keine Ahnung und verbreiten erstaunlich viel Unsinn.
dinosaurier-news: Gibt es in Deutschland berühmte „Dinosaurierjäger“?
Probst: Erfolgreiche „Dinosaurierjäger“ waren Ernst Stromer von Reichenbach und Friedrich von Huene, die etliche Dinosaurierarten untersuchten, beschrieben und ihnen einen Namen gaben. Über diese und andere Koryphäen – wie etwa Eberhard Fraas und Werner Janensch - ist leider in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Der Gelehrte Hermann von Meyer, der den ersten deutschen Dinosaurier Plateosaurus aus der Nürnberger Gegend und den Dinosaurier Stenopelix aus Niedersachsen benannte und als Begründer der Wirbeltierpaläontologie gilt, steht in keinem einzigen gedruckten modernen Lexikon!
dinosaurier-news: Sammeln sie Fossilien und befinden sich in Ihrer Sammlung auch Fossilien von Dinosauriern?
Probst: Meine private Fossiliensammlung habe ich 1980 dem Naturhistorischen Museum Mainz geschenkt. Dabei handelte es sich „nur“ um Fossilien aus Rheinland-Pfalz und Hessen, wo bisher keine Dinosaurier entdeckt wurden. Seit 2003 betätige ich mich allerdings als internationaler Fossilienhändler und habe zeitweise auch Fußabdrücke und Zähne von Dinosauriern im Angebot. Solche Objekte halte ich immer mit einer gewissen Ehrfurcht in meinen Händen.
dinosaurier-news: Hat Ihnen die Beschäftigung mit Dinosauriern viel Freude bereitet?
Probst: Ich befasse mich nicht nur mit Dinosauriern, sondern schrieb auch archäologische Bücher wie „Deutschland in der Steinzeit“ und „Deutschland in der Bronzezeit“, die sogar in Lexika erwähnt werden. Außerdem verfasste ich 17 Bücher mit Biografen, davon 16 über berühmte Frauen. Von Leuten, die sehr oberflächlich sind, werde ich trotzdem immer wieder als „Dinosaurier-Probst“ bezeichnet. Wahr ist, dass ich gerne Artikel über neue Dinosaurierfunde schreibe.
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Datum: 14.08.2005 - 11:39 Uhr
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Ansprechpartner: Ernst Probst
Stadt:
Mainz-Kostheim
Telefon: 06134 21152
Kategorie:
Forschung und Entwicklung
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Freigabedatum: 14. 8. 2005
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