Jahrestagung des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie (BVK) (FOTO)
(ots) -
Auf der Jahrestagung des Verbandes in Leipzig analysiert der
BVK-Vorsitzende Dr. Kai Schaefer die aktuelle politische und
wirtschaftliche Entwicklung. Insbesondere geht er auf die großen
Herausforderungen für die Branche ein: das Abflauen der Wirtschaft,
die gestiegenen umweltpolitischen Erwartungen der Zivilgesellschaft,
das Thema Rohstoffsicherung und die Frage der Klimaneutralität bis
2050. Schließlich stellt er die aktuellen Zahlen der Deutschen
Kalkindustrie vor. BVK-Hauptgeschäftsführer Martin Ogilvie vermittelt
einen Überblick über die Arbeit, die Kernthemen und das Netzwerk des
Verbandes. Dr. Burkhard Naffin, stellvertretender BVK-Vorsitzender,
gibt die Gewinner des diesjährigen Arbeitssicherheitswettbewerbs
bekannt.
Die Mitgliederversammlung als Branchentreffen der deutschen,
österreichischen und schweizerischen Kalkindustrie findet dieses Jahr
in Leipzig statt.
Der Verbandsvorsitzende Dr. Kai Schaefer, Mitglied der
Geschäftsführung der SCHAEFER KALK GmbH & Co KG, Diez, macht
deutlich, dass das Klima für die deutsche Kalkindustrie zunehmend
rauer wird. Dies sei zum einen auf die aktuelle Weltwirtschaftslage
zurückzuführen, zum anderen aber auch auf die politische Entwicklung
in Deutschland. Eine nicht handlungsfähige Große Koalition schaffe
Unsicherheit und Stillstand. Der Ausgang der Europawahl, die Dynamik
auf die Politik durch die Fridays-for-Future-Demonstrationen und die
Stärke der Grünen könnten massive Auswirkungen auf die Industrie
durch eine einseitige Klima- und Rohstoffpolitik haben.
"Eine immer schwierigere Herausforderung für uns alle ist die
Sicherung der Abbaubarkeit unseres Rohstoffes. Die Anforderungen der
Umweltgesetzgebung steigen weiter. Noch stärker aber steigt das
Unverständnis der Zivilgesellschaft über industrielle
Produktionsanlagen und über Eingriffe zur Rohstoffgewinnung", so Dr.
Schaefer.
Die Kalkindustrie gehöre zu den energieintensiven Branchen. Seit
Beginn des Emissionshandels sei sie in das europäische
Emissionshandelssystem einbezogen. Eine nationale CO2-Steuer, die die
Branche zusätzlich belasten würde, lehne die deutsche Kalkindustrie
ab.
Um die Klimaziele 2050 aus dem Klimaschutzplan zu erreichen, solle
Deutschland bis zum Jahr 2050 weitgehend treibhausgasneutral sein.
Die deutsche Kalkindustrie verstärke ihre Anstrengungen zur
CO2-Minderung; die Prozessemissionen aus dem Kalkstein aber, die 2/3
der Gesamtmenge an CO2 ausmachen, seien nicht minderbar. Mindestens
als Zwischenlösung fordere die deutsche Kalkindustrie daher auch die
Möglichkeit der CO2-Verpressung.
Nach dem faktisch beschlossenen Ausstieg aus der Kohleverstromung
bis 2038 müsse es jetzt darum gehen, in der Klima- und Energiepolitik
die Gleichwertigkeit der Ziele Klimafreundlichkeit,
Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit sicherzustellen.
Dr. Schaefer begrüßt ausdrücklich das Ziel der "Nationalen
Industriestrategie 2030", den Anteil der industriellen Wertschöpfung
in Deutschland auf 25 Prozent und in der EU auf 20 Prozent zu
erhöhen. Dieses Ziel mit mehr staatlicher Lenkung erreichen zu
wollen, könne aber nicht der Weg sein. Hier gelte es nun, die
Diskussion mit dem Bundeswirtschaftsminister zu führen.
Anschließend stellt der BVK-Vorsitzende die aktuellen Zahlen der
Kalkindustrie vor. Bei den ungebrannten Produkten repräsentiert der
BVK ca. 15 % der deutschen Kalkindustrie, bei den gebrannten
Erzeugnissen nahezu 100 %.
Der Marktabsatz der BVK-Mitglieder bei den ungebrannten
Kalkprodukten betrug im Jahr 2018 ca. 18 Mio.t und ist damit
gegenüber dem Vorjahr um 1,5 % zurückgegangen.
Hauptabnehmer von ungebrannten Produkten der Mitglieder des BVK
ist das Baugewerbe. In dieses Verbrauchssegment konnten 2018 ca. 6,7
Mio.t geliefert werden. Das Ergebnis des Jahres 2018 ist damit
signifikant schlechter (-5,7 %) als noch im Jahr davor.
Rückläufig sind auch die Lieferungen von ungebrannten Produkten
für Umweltschutzanwendungen. Dieses Verbrauchssegment hat sich von
2,1 Mio.t auf 2,0 Mio t entwickelt.
Die Lieferungen von ungebrannten Produkten für industrielle
Anwendungen sind gegenüber 2017 deutlich im Plus (+2,7 %) Die
Lieferungen an die Eisen- und Stahlindustrie erreichten mit einem
Plus von 3,6 % 3,1 Mio.t.
Der Absatz gebrannter Produkte lag 2018 bei knapp. 6,4 Mio.t. Dies
entspricht einem leichten Zuwachs von 0,9 %.
Bei dem Hauptabnehmer der Kalkprodukte, der Eisen- und
Stahlindustrie, ist ein deutlicher Zuwachs um 4 % auf nunmehr mehr
als 2,3 Mio.t zu berichten. Der Industrieabsatz 2018 insgesamt hat
sich gegenüber dem Vorjahr ebenfalls leicht verbessert (+1,4 %).
Die Lieferungen für Umweltschutzanwendungen dagegen sind weiter
rückläufig. Insgesamt konnten in dieses Verbrauchssegment nur noch
1,2 Mio.t verkauft werden. Das entspricht insgesamt einem Rückgang um
erneut 1 %. Auch wenn dieser Rückgang aktuell durch die Wasser- und
Schlammbehandlung begründet ist, so bedeutet der Kohlekompromiss mit
dem Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 einen deutlichen
Einschnitt und mittelfristig eine deutliche Reduzierung der
Absatzmengen.
Zufrieden kann die deutsche Kalkindustrie dagegen mit den
Lieferungen an die Baustoffindustrie sein. Insgesamt konnte ein Plus
von erneut 1,4 % erreicht werden. Das entspricht einer Liefermenge
von über 900 Tsd.t, wobei der Hauptteil dieser Lieferungen zur
Herstellung von Wandbaustoffen benötigt wird.
Negativ haben sich die Mengen von gebrannten Kalkprodukten zum
Einsatz im Straßen- und Wegebau entwickelt. Nach dem deutlichen Plus
im vergangenen Jahr hat sich dieser Verwendungsbereich wieder auf 350
Tsd.t konsolidiert.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Martin Ogilvie legt
der Mitgliederversammlung den Geschäftsbericht 2018/2019 vor und
erläutert die im vergangenen Geschäftsjahr geleistete Arbeit sowie
die aktuellen Kernarbeitsfelder.
Einleitend geht er auf die Stellung der Steinbrüche als Horte der
Artenvielfalt ein. Um dies noch besser dokumentieren zu können,
arbeite die gesamte deutsche rohstoffgewinnende
Steine-Erden-Industrie an einer Biodiversitätsdatenbank, die zum Ziel
habe, einen bundesweiten Überblick über die vorhandene Artenvielfalt
in den Abbaustätten zu gewinnen. Die Kalkindustrie schaffe dringend
benötigte Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere.
Anschließend stellt er die neue Museumssonderausstellung
"Faszination Kalk" mit der begleitenden Website www.kalkmuseum.de
vor. Diese beleuchte auf dem neuesten Stand der Museumspädagogik u.
a. die Entstehung und Gewinnung von Kalkstein, die Herstellung von
Kalkprodukten und die Bedeutung der vielfältigen Kalkanwendungen für
den einzelnen Bundesbürger und den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Schließlich geht er auf die vorwettbewerbliche
Gemeinschaftsforschung ein, die Innovation und Weiterentwicklung am
Wirtschaftsstandort Deutschland sichere. Um das gemeinsame
Verständnis dieser Arbeit zu festigen und transparent zu halten,
seien für die Forschungsgemeinschaft Kalk und Mörtel e. V. Leitlinien
erarbeitet und beschlossen worden. Nachhaltigkeit, CO2-Abscheidung
und -Weiterverwendung rückten stärker in den Forschungsfokus.
Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen
Kalkindustrie, Dr. Burkhard Naffin, übernimmt die Ehrung der Gewinner
des diesjährigen Arbeitssicherheitswettbewerbs der Branche. Der
mittlerweile seit mehr als 30 Jahren durchgeführte Wettbewerb des BVK
hat eine überaus wichtige Funktion: Er soll die Unternehmen
motivieren, bestmöglich sichere Arbeitsplätze zur Verfügung zu
stellen und er soll die Mitarbeiter zu sicherheitsbewusstem Verhalten
am Arbeitsplatz anhalten.
Sieger des diesjährigen Arbeitssicherheitswettbewerbes sind die
Kalk-, Terrazzo- und Steinmahlwerke Eduard Merkle aus Blaubeuren.
Die nächste Jahreshauptversammlung wird vom 25. bis 26. Juni 2020
auf dem Petersberg in Bonn stattfinden.
Jeder Bundesbürger verbraucht täglich etwa 250 g gebrannte und 5,5
kg ungebrannte Kalk- und Dolomiterzeugnisse. Im Bundesverband der
Deutschen Kalkindustrie e. V. (BVK) sind rund 50 Unternehmen mit fast
100 Standorten vertreten. Gemeinsam produzieren sie mit rund 3.000
Beschäftigten circa 6,4 Mio. Tonnen Kalk im Jahr und erwirtschaften
einen Gesamtumsatz von rund 750 Mio. Euro (Stand: 2018).
Pressekontakt:
Martin Ogilvie
Telefon 0221/934674-12
eMail: martin.ogilvie(at)kalk.de
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Datum: 16.06.2019 - 18:19 Uhr
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