World Energy Markets Observatory 2019: Globaler Energiebedarf steigt - Klimaschutzziele sind gefährdet
(ots) -
- Im Jahr 2018 stieg der globale Energieverbrauch um 2,3 Prozent
- größtenteils durch fossile Brennstoffe gedeckt
- Deutschland konnte seinen Verbrauch durch mehr Energieeffizienz
um 2,2 Prozent senken
- Erneuerbare Energien wachsen am schnellsten und werden
günstiger, doch die globalen Investitionen in Regenerative
fallen
Capgemini hat heute die 21. Ausgabe des jährlichen World Energy Markets
Observatory (WEMO) veröffentlicht. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit De
Pardieu Brocas Maffei und Vaasa ETT erstellt. Die Ergebnisse zeigen, dass der
globale Energiebedarf und die Treibhausgasemissionen im Jahr 2018 gestiegen sind
und die Fortschritte zum Erreichen der Klimaschutzziele nicht ausreichen.
Trotz des anhaltenden Wachstums und sinkender Kosten im Bereich der erneuerbaren
Energieträger bleiben Kohle, Öl und Gas die Eckpfeiler des steigenden
Energieverbrauchs. Die Energiewende wird auch durch geopolitische und
kommerzielle Spannungen sowie durch rückläufige Investitionen in saubere
Energien gefährdet. Ohne mutigere Maßnahmen, die über die bestehende Politik zur
Energiewende hinausgehen, wird die Welt die Ziele des Pariser Abkommens
höchstwahrscheinlich nicht erreichen.
1. Anstieg der Treibhausgase gefährdet Klimaschutzziele
Die Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sind mit einem Anstieg
von 2 Prozent im Jahr 2018 ins Stocken geraten. 2017 waren sie um 1,6 Prozent
angestiegen und von 2014 bis 2016 gab es in Europa keine Zuahme. Die
Treibhausgasemissionen sind 2018 in China um 2,3 Prozent gestiegen, in den USA
um 3,4 Prozent und in Indien um 6,4 Prozent. Diese Steigerungen hängen mit dem
Energieverbrauch zusammen, der 2018 weltweit um 2,3 Prozent gewachsen ist - mit
fast der doppelten Wachstumsrate wie durchschnittlich pro Jahr seit 2010. Fast
75 Prozent dieses Wachstums entstammen dem Öl-, Gas- und Kohleverbrauch - dem
höchsten Anteil seit 2013. Weltweit stieg der Kohleverbrauch um 4 Prozent, mit
einem deutlichen Wachstum bei der Kohleverstromung.
2. Erneuerbare Energien: Stärkstes Wachstum, Kostensenkung dank Technologie
Die am schnellsten wachsenden Energiequellen blieben im Jahr 2018 die
erneuerbaren Energien mit einem Wachstum von 14,5 Prozent weltweit. In
Deutschland haben im ersten Halbjahr 2019 erneuerbare Energiequellen erstmals
mehr Strom produziert als Kohle- und Kernkraftwerke zusammen. Sie werden zudem
stetig günstiger: Die Stromkosten für Solar-Photovoltaik und Onshore-Wind sanken
um 13 Prozent, die Kosten für Offshore-Windenergie um 1 Prozent.
Die Investitionen in saubere Energie jedoch sind rückläufig. In der ersten
Jahreshälfte 2019 beliefen sie sich global auf 217,6 Milliarden US-Dollar - 14
Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2018. In China gingen die Investitionen
stark zurück: um 39 Prozent; in den USA sanken sie moderater um 6 Prozent und in
Europa um 4 Prozent. In Indien dagegen stiegen die Investitionen in die
Erneuerbaren um 10 Prozent auf 5,9 Mrd. US-Dollar.
3. Bis 2040 wesentliche Disruptionen durch Digitaltechnologie
Zwar sinken die Erzeugungskosten für erneuerbare Energien weiterhin, doch es
entstehen immer Zusatzkosten aufgrund der geringeren Grundlastfähigkeit. Sie
verhindern derzeit, dass diese Technologien deutlich wettbewerbsfähiger sind als
die meisten der planbaren Stromerzeugungsquellen.
Bis zum Jahr 2040 ist nicht zu erwarten, dass sich entscheidende technische
Innovationen im Energiebereich branchenweit durchsetzen. Die Verbesserung
bestehender Technologien allerdings wird weiterhin sinkende Kosten für
erneuerbare Energien, elektrische Batterien und Fahrzeuge sowie für modulare
Kernreaktoren ermöglichen. Darüber hinaus sollten gemäß der Studienergebnisse
bis zum Jahr 2040 die Speicherung, Mobilität und Supraleitfähigkeit mit
Wasserstoff reif sein für den Massenmarkt. Auch Hybrid-Farmen für erneuerbare
Energien werden sich ausgeweitet haben.
"Eine größere Effizienz ist technologisch schon heute möglich: Durch digitale
Sensoren und Smart Meter wird die Datenerfassung optimiert. Gleichzeitig
ermöglicht die Nutzung von künstlicher Intelligenz und smarter Vernetzung es,
die richtigen Schlüsse aus den Daten zu ziehen. Prognosen zur Erzeugung,
Speicherung und zum Verbrauch werden so genauer und das Gesamtsystem deutlich
effizienter", sagt Guido Wendt, Leiter des Bereichs Energy & Utilities DACH bei
Capgemini Invent und Geschäftsführer der KONEXUS Consulting Group GmbH, seit
wenigen Monaten Teil von Capgemini Invent. "Das wird dazu beitragen, den Anteil
der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung zu erhöhen."
4. Europa ist Vorreiter bei kohlenstoffarmen Technologien
Europa erweist sich bislang als die erfolgreichste Region im Energiewandel und
bei der Bekämpfung des Klimawandels. Die Energie-Nachfrage ist hier deutlich
geringer angestiegen als im Rest der Welt: im Jahr 2018 nur um 0,2 Prozent
gegenüber dem globalen Anstieg um 2,3 Prozent. Deutschland geht voran mit einem
Nachfrage-Rückgang um 2,2 Prozent.
Europa ist auf dem besten Weg, zwei der drei zentralen EU-Klimaziele für 2020 zu
erreichen: sicherzustellen, dass erneuerbare Energien mindestens 20 Prozent des
Energieverbrauchs ausmachen und die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um
über 20 Prozent zu verringern, was bereits erreicht ist.
Nationale Regierungen haben kürzlich Pläne zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes
bestätigt: Frankreich etwa will die Kohleverstromung bis 2022 einstellen und bis
2035 die Hälfte des Stroms aus Kernenergie beziehen. Deutschland dagegen plant,
bis zum Jahr 2022 seine Kernkraftwerke zu schließen; zudem sollen hier alle
Kohlekraftwerke - die im vergangenen Jahr 37 Prozent der Stromerzeugung
ausmachten - bis 2038 abgeschaltet werden. Insgesamt aber bleiben die
Klimaschutzziele für 2030 und darüber hinaus schwer zu erreichen.
5. Geopolitische Spannungen und Energiebelange sind zunehmend verknüpft
Sowohl die USA als auch China haben ihre wachsende Dominanz auf dem Energiemarkt
zu ihrem geopolitischen Vorteil genutzt. Die USA konnten durch das Wachstum der
Schieferöl- und gasförderung ihre Abhängigkeit vom Nahen Osten überwinden. Es
wird erwartet, dass sie bis zum Jahr 2025 mehr als die Hälfte des globalen
Wachstums der Öl- und Gasproduktion ausmacht (75 Prozent bzw. 40 Prozent). Die
sich abzeichnende Öl-Unabhängigkeit hat ein scharfes Vorgehen der Regierung
gegen OPEC-Nationen wie Iran und Venezuela ermöglicht.
6. China und Indien weiterhin große CO2-Emittenten
China hat seine Führungsposition gefestigt: Der gereifte Markt stellt Energie
für alle Einwohner bereit - durch den Bau von Kohlekraftwerken mit einem
weltweiten Marktanteil von 70 Prozent sowie über 61 Prozent der weltweiten
Batteriekapazität. China ist führend im Angebot der meisten zugehörigen
Technologien wie für fossile Brennstoffe, Erneuerbare und Speichertechnologien:
7 der 10 größten Anlagenbauer weltweit sind Chinesen. Während Chinas
kostengünstige Solarmodule immer größere Verbreitung finden, könnte das Land
gemäß der Studie bald auch in der Kerntechnik führend sein; bereits zwei EPRs
sind erfolgreich ans Netz gegangen. China produziert zudem 95 Prozent der
Seltenen Erden und Metalle, die in High-Tech-Geräten zum Einsatz kommen - ein
strategischer Vorteil auch bei der Energiewende.
In Indien konzentriert sich die Frage stärker auf die Bereitstellung von Strom
für alle ("24/7 Power for all"-Programm). Beide Länder werden noch mindestens
zwei Jahrzehnte lang stark von kohlebefeuerten Anlagen abhängig sein, um den
wachsenden Energiebedarf im Land zu decken - und damit weiterhin große
CO2-Emittenten bleiben.
Zum Erreichen der Klimaziele muss mehr getan werden
Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass es angesichts der aktuellen
Verbrauchstrends unrealistisch erscheint, die bestehenden Klimaschutzziele zu
erreichen. Um deutliche Effekte zu erzielen, müssen die Regierungen über die
bereits bestehenden Maßnahmen zur Energiewende hinausgehen. Die Autoren
empfehlen:
- Eine intensive Nutzung digitaler Sensorik und künstlicher
Intelligenz zur Steuerung effizienter Energie- und
Verkehrsflüsse
- Die Anhebung der CO2-Preise auf ein Niveau, das CO2-freie
Investitionen ankurbelt
- Eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien
- Den Ausbau der Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge
- Die zunehmende Finanzierung der Forschung und Entwicklung zu CO2
Abscheidung, Nutzung und Speicherung
- Die Förderung sauberer Kohleverbrennungstechnologien in
Kraftwerken
- Die Bereitstellung von 100 Prozent der Einnahmen aus
Umweltsteuern für Energiewendeprojekte - aktuell liegt dieser
Anteil unter 50 Prozent
- Gebäudesanierungen für mehr Energieeffizienz
- Die Beteiligung von Versorgungsunternehmen und Finanzinstituten
an den Anstrengungen
- Kampagnen um Verhaltensänderungen bei jedem Einzelnen zu
bewirken
"Die Studienergebnisse sind ein weiterer Weckruf für die Welt. Da der globale
Energiebedarf steigt und größtenteils durch fossile Brennstoffe gedeckt wird,
sind die Ziele des Pariser Abkommens weiter entfernt denn je", so Wendt.
"Beunruhigend ist, dass diese Entwicklung stattfindet, obwohl erneuerbare
Energiequellen immer weiter verbreitet sind und erschwinglicher werden. Wir
brauchen mutige kurzfristige Maßnahmen und Richtlinien, um die Emissionen zu
reduzieren und ein weiteres Abdriften vom Pariser Abkommen zu vermeiden -
angefangen bei der Verpflichtung, dass jeder Cent aus Umweltsteuern in die
Energiewende fließt."
Der World Energy Markets Observatory
ist eine jährliche Publikation von Capgemini, die die wichtigsten Kennzahlen für
die Strom- und Gasmärkte Nordamerikas, Europas, Australiens, Südostasien sowie -
erstmals in diesem Jahr - Chinas und Indiens, beobachtet und über die
Entwicklungen und Veränderungen in diesen Sektoren berichtet. Die 21. Ausgabe
basiert hauptsächlich auf öffentlich verfügbaren Daten aus dem Jahr 2018 bis zur
ersten Jahreshälfte 2019 sowie der Expertise von Capgemini im Energiesektor.
Spezielles Fachwissen zu Regulierungen und Kundenverhalten wurde von den
Forschungsteams von De Pardieu Brocas Maffei und VaasaETT bereitgestellt.
Weitere Informationen und ein vollständiges Exemplar der Studie finden Sie
unter: www.capgemini.com/de-de/wemo
Über Capgemini
Capgemini ist einer der weltweit führenden Anbieter von Management- und
IT-Beratung, Technologie-Services und Digitaler Transformation. Als ein
Wegbereiter für Innovation unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei deren
komplexen Herausforderungen rund um Cloud, Digital und Plattformen. Auf dem
Fundament von 50 Jahren Erfahrung und umfangreichem branchenspezifischen
Know-how hilft Capgemini seinen Kunden, ihre Geschäftsziele zu erreichen.
Hierfür steht ein komplettes Leistungsspektrum von der Strategieentwicklung bis
zum Geschäftsbetrieb zur Verfügung. Capgemini ist überzeugt davon, dass der
geschäftliche Wert von Technologie durch Menschen entsteht. Die Gruppe ist ein
multikulturelles Unternehmen mit über 200.000 Mitarbeitern in mehr als 40
Ländern, das 2018 einen Umsatz von 13,2 Milliarden Euro erwirtschaftet hat.
Mehr unter www.capgemini.com/de. People matter, results count.
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Capgemini:
Kora Alice Lejko
Tel.: +49 151 4025-1298
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Datum: 05.11.2019 - 09:27 Uhr
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