Das Automobil ist ein effizienter Verkehrsträger (FOTO)
(ots) -
Das Land nicht deindustrialisieren und trotzdem das Umsteuern auf alternative
Antriebe voranbringen: Das war der Leitgedanke beim 13. Berliner Automobildialog
des ZDK. Faktenreich und teilweise provokativ griff der Politiker und Publizist
Oswald Metzger einige Aspekte der aktuellen Verkehrspolitik auf. So würden
jährliche Einnahmen von rund 60 Milliarden Euro durch Steuern und Maut aus dem
Straßenverkehr in die Staatskasse fließen. Für den Ausbau des
Bundesfernstraßennetzes würden jährlich nur rund 10 Milliarden Euro aufgewendet,
für das Schienennetz jedoch rund 20 Milliarden Euro. Dabei erbringe der
Güterfernverkehr auf der Straße etwa zwei Drittel der Verkehrsleistung und der
Personenverkehr sogar rund 70 Prozent. Wer davon rede, die Verkehrsleistung der
Bahn in den kommenden zehn Jahren verdoppeln zu wollen, erliege einem kolossalen
Irrtum, so Metzger. Selbst mit Investitionen im dreistelligen Milliarden-Bereich
ließe sich dieses Umsteuern nach Ansicht Metzgers aufgrund des aktuellen
Zustands dieses Verkehrsträgers nicht realisieren.
In seinem Vortrag warnte er davor, mit den Automobilherstellern und Zulieferern
einen Industriezweig systematisch zu diskreditieren, der rund fünf Prozent zur
volkswirtschaftlichen Wertschöpfung beitrage. "Warum steht die Automobilbranche
nicht auf?", so seine provokative Frage. Das Umsteuern bei der Antriebstechnik
auf die Batterieelektrik zu konzentrieren und diesen Weg mit hohen Subventionen
in Gang zu bringen halte er für den falschen Ansatz. Hier werde Politik ohne
Rücksicht auf die Fakten gemacht. So verursache ein moderner
Mittelklasse-Diesel-Pkw mit sechs Litern Verbrauch und vier Insassen lediglich
40 Gramm CO2 pro Personenkilometer. Bei der Bahn seien es hingegen 72 Gramm CO2.
Außerdem sei es dringend geboten, sich um die Weiterentwicklung des
Wasserstoffantriebs und der synthetischen Kraftstoffe zu kümmern. So könnte zum
Beispiel die Sonnenenergie in Afrika zur Wasserstofferzeugung genutzt werden -
gut für die Umwelt und gut für die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas. Ein
Umsteuern der Verkehrspolitik in Deutschland weg vom Auto sei schon aufgrund der
Siedlungsstruktur und der arbeitsteiligen Industriegesellschaft nicht zu
realisieren. Der Pkw-Bestand sei mit fast 47 Millionen so hoch wie nie, das
Pkw-Durchschnittsalter liege bei 9,5 Jahren - mit steigender Tendenz. Das sei
eher ein Beleg dafür, dass die Menschen aus Unsicherheit über die Wahl des
nächsten Neuwagens mit dem vermeintlich richtigen Antrieb eher abwarten und am
eigenen Benziner oder Diesel festhalten würden. "E-Mobilität ist etwas für
Freaks", so Metzger.
In seinem Schlusswort griff Dr. Christoph Konrad, Leiter des
ZDK-Hauptstadtbüros, diese Situation auf: Wenn eine neue Technologie nicht den
erhofften Erfolg bringe, werde dann gern von "Marktversagen" gesprochen. Dabei
müsse der Wurm dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Insbesondere auch für
die rund 40 000 Kfz-Betriebe sei der aktuelle Weg in die automobile Zukunft mit
hohen Investitionen, aber auch mit vielen Fragezeichen versehen. Vom Erfolg der
Automobilindustrie hänge auch die Zukunft vieler Autohäuser und Werkstätten ab.
Daher sei ein technologieoffener Ansatz für alternative Antriebe der
vielversprechendste Weg.
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Datum: 12.11.2019 - 16:30 Uhr
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