Bundesministerin für Bildung und Forschung zu Gast beim Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (FOTO)
(ots) - Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, hat am 09. Juli 2020 das DIL Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. in Quakenbrück besucht. Neben einer Besichtigung des niedersächsischen Forschungsinstituts stand die Bedeutung der Lebensmittelwissenschaften für die Versorgung mit sicheren und nachhaltigen Lebensmitteln im Fokus.
Institutsleiter Dr. Volker Heinz informierte die seit März 2018 im Amt befindliche Bundesministerin Anja Karliczek über die aktuelle Forschungsarbeit sowie die Zukunftspläne des DIL. Bei einem Rundgang zeigte Heinz das breite Tätigkeitsfeld des Instituts und informierte über die aktive Forschungsarbeit der Lebensmittelwissenschaften. Themen wie die Durchführung eines internationalen Masterstudiengangs, neue Möglichkeiten zur Nutzung von alternativen Protein- und Fettquellen zur Reduzierung des Fußabdrucks der Ernährung und ein Konzept zur sukzessiven Erweiterung der Biotechnologie wurden im weiteren Verlauf des Besuchs diskutiert.
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Karliczek: "Die Ernährung der Weltbevölkerung mit gesunden und sicheren Lebensmitteln ist eine wichtige Aufgabe auch für Europa und Deutschland. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und des Klimawandels stehen wir hier vor enormen Herausforderungen. Ich begrüße es, dass das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik einen internationalen Masterstudiengang zur Lebensmittelherstellung anbieten wird, der auch für Studierende aus dem Ausland offen ist. Die Forschung des DIL trägt zu einer biobasierten und nachhaltigen Lebensweise bei. Hierfür setzt sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung bereits seit Jahren ein. Im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie fördern wir exzellente Forschung für die Entwicklung nachhaltiger, innovativer, klimaneutraler und ressourceneffizienter Agrar-, Ernährungs- und Lebensmittelsysteme. Biotechnologie, Digitalisierung und Automatisierung sind wichtige Pfeiler der Bioökonomie-Forschung.
Bereits heute ermöglicht die Bioökonomie-Förderung des BMBF dem DIL zahlreiche Forschungsprojekte. Es freut mich sehr, dass das DIL seine Forschungsaktivitäten in diesen Bereichen noch weiter ausbauen will."
Einblick in die Forschungsbereiche der Lebensmittelwissenschaften
Nach der offiziellen Begrüßung von Bundesministerin Karliczek erklärte Dr. Heinz die Vorteile des Standorts Quakenbrück im Zentrum der deutschen Lebensmittelindustrie und machte auf die Entwicklung des Campus in den letzten Jahren aufmerksam. Außerdem wies er auf die erfolgreiche Ansiedlung von Unternehmen und Start-ups hin. Dr. Heinz freute sich über den stattfindenden Besuch und erklärte: "Die Stärke des Standorts ergibt sich aus der hohen Dichte der Lebensmittelindustrie im Nordwesten Deutschlands und die hier stattfindende enge Verknüpfung von Industrie und Landwirtschaft. Nirgendwo sonst können junge Wissenschaftler diese für die Nachhaltigkeit des Ernährungssystems so wichtige Verbindung so intensiv studieren wie hier."
DIL Aufsichtsratsmitglied Dr. André Berghegger, MdB, auf dessen Einladung hin die Ministerin das DIL besuchte, pflichtete Dr. Heinz bei und ergänzte, dass ein derartig umfangreicher Forschungsstandort in einer ländlichen Region außergewöhnlich sei, sich daraus aber ein gewaltiger Nutzen für die regionale Ernährungswirtschaft ergäbe.
Bei der anschließenden Besichtigung des Instituts stellte Frau Dr. Pasch, Leiterin des DIL-Büros in Brüssel, die internationale Forschungsarbeit in europäischen Netzwerken, wie dem EIT Food Netzwerk, vor. Diese Aktivitäten und die Akquise von Fördermitteln der Europäischen Union machen mittlerweile 34 Prozent des Gesamtvolumens der Forschungsförderung des DIL aus. Bei der Besichtigung des neu geschaffenen DIL Innovation Hub konnte die Ministerin Einblicke in die Innovationsförderung gestützt durch europäische Programme zur Förderung von Unternehmensgründungen gewinnen. Mit dem BIQ Business- und Innovationspark Quakenbrück bieten sich in direkter Nachbarschaft sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten, die derzeit von neun Unternehmen und Start-ups genutzt werden. Als neustes Start-up entwickelt "Frudist" einen gesunden Fruchtsnack mit außergewöhnlicher Formstabilität im BIQ. Frau Lammerskitten und Dr. Parniakov verwenden hierfür die Behandlung mit gepulsten elektrischen Feldern (PEF) vor der Gefriertrocknung der Früchte, die eine regionale Abfallreduzierung von Saisonfrüchten ermöglicht.
Bei der Besichtigung der Verfahrenstechnik stellte Dr. Volker Lammers das Verfahren der Extrusion vor. Hier werden aus pflanzlichen Proteinen, wie Erbse, Kürbis oder Soja, fleischähnliche Strukturen hergestellt, die für die Herstellung von Lebensmitteln immer mehr zum Einsatz kommen. Einen Einblick in die Nutzung der Hochdrucktechnik gab Dr. Nino Terjung, Leiter Produktinnovation. Dabei handelt es sich um eine schonende Haltbarmachung von Lebensmitteln ohne den Einsatz von Hitze und Zusatzstoffen möglich ist. Dadurch wird beim Erhalt der Textur und des Geschmacks des Produkts die Haltbarkeit verlängert.
Für die Biotechnologie stellte Dr. Christian Hertel mit dem neuen DNA Sequenzierer neue Anwendungsfälle vor. Die Technologie ermöglicht Untersuchungen der Gesamtheit aller Mikroorganismen in Lebensmitteln. Hierdurch können zum Beispiel die Fermentation und der Verderb von Lebensmitteln genauer untersucht werden, um involvierte Mikroorganismen zu identifizieren und deren Funktionen zu verstehen.
Im institutseigenen Maschinenbau bot sich der Bundesministerin ein interessantes Anwendungsbeispiel für Neue Technologien: Die PEF-Technologie. Diese wurde am DIL bis zur Marktreife entwickelt und optimiert und wird mittlerweile auf der ganzen Welt eingesetzt. Dr. Kemal Aganovic, Leiter Advanced Technologie, stellte die im Maschinenbau des DIL gefertigten dazugehörigen Anlagen vor. PEF steht für gepulste elektrische Felder. Die am DIL entwickelten hochmodernen Anlagen bewirken zum Beispiel bei der Behandlung von Kartoffeln einen Zellaufschluss, wodurch eine erhebliche Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften und eine signifikante Reduktion des Wasser- und Energieverbrauchs erreicht werden. Den Forschungsbereich der Automatisierungstechnik stellte Clemens Hollah, Leiter Vorstandsbüro, mit einer Anwendung der hygienischen Greiftechnik die Möglichkeiten der Robotik in hygienisch sensiblen Bereichen vor. Aus der gegenwärtigen Diskussion um Leiharbeit in der Fleischindustrie beabsichtigt das DIL eine umfangreiche Projektinitiative zur stärkeren Nutzung der Robotik bei der Zerlegung von Fleisch.
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Datum: 09.07.2020 - 14:51 Uhr
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