Eurominds / Wirtschaftsgipfel drängt bei der Energiewende auf Tempo
(ots) -
Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien diskutierten beim Wirtschaftsgipfel Eurominds in Hamburg Themen wie Mobilitäts- und Energiewende, Klima und Umwelt. Expertenwissen traf auf pointierte Standpunkte von Entscheidern und Praxiserfahrungen von Unternehmern.
Deutschland muss in Rekordzeit die Infrastruktur für die Nutzung erneuerbarer Energie ausbauen. Das ist das Mantra der Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Prof. Dr. Claudia Kempfert. "Wir zahlen einen gigantischen Preis für die verschleppte Energiewende. Der ist gar nicht mehr zu beziffern. Genehmigungen für Windkraft- und Solaranlagen dürften nicht länger als ein Jahr dauern. "Wir brauchen statt deutscher Langsamkeit eine 'neue Deutschlandgeschwindigkeit'", sagte Kemfert.
Deutschland kommt kaum voran. Das ist auch der Vorwurf einiger Firmenvertreter an die deutsche und europäische Politik. Sie fühlen sich oft ausgebremst oder zumindest unzureichend unterstützt.
Dirk Graszt, CEO von Clean Logistics SE berichtete, er sei von der Politik "als Spinner tituliert" worden, weil er die Idee verfolgt, alte Diesel-LKW auf Wasserstoffantrieb umzurüsten und hierfür im Bundesverkehrsministerium um Unterstützung warb. Ernstgenommen würde er erst, "seit ein schwedisches Mädchen die westliche Welt aufgemischt hat." Greta Thunberg und die Fridays for Future-Bewegung hätten den Fokus verschoben, sagte der Unternehmer.
Die Einrichtung eines Nationalen Energierates mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Unternehmen regte Silvo Konrad, Geschäftsführer TÜV Nord Systems an. Es gehe um die Bündelung der zahlreichen Einzelfragen und die Beschleunigung der Verfahren.
Prof. Volker Quasching von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, kritisierte die Investitionen im fossilen Bereich. Die Förderung für den Einbau von Gasheizungen sei nicht mehr zeitgemäß. Dem widersprach der SPD-Umweltpolitiker Michael Thewes: "Die privaten Haushalte investieren massiv in regenerative Energien. Die Begeisterung ist groß", sagte der Chemieingenieur, allerdings müssten bürokratische Hürden fallen. So sei für eine PV-Anlage eine separate Steuererklärung erforderlich. "Die Leute müssen damit einen Steuerberater beauftragen. Das schreckt ab."
Reenie Vietheer, Expertin für erneuerbare Energien bei Greenpeace, betonte, dass die Einsparung von Energie stärker thematisiert werden muss: "Die Zeiten des Überflusses sind vorbei. Lassen Sie uns über 'weniger' und 'genug' sprechen."
"Stimmt", sagte Carsten Liesener CEO von Siemens Smart Infrastructure Europa. "Die sauberste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen." Deshalb seien flächendeckende Energy Audits notwendig, die den Stromverbrauch in Gebäuden im Einzelnen sichtbar machen.
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Datum: 01.07.2022 - 12:21 Uhr
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