BMBF-Forschungsprojekt InGe entwickelt Lagebildinstrument
Gesamtbild zur Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes
(industrietreff) - Um der zunehmenden Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst zu begegnen, ist das auf zwei Jahre angelegte BMBF-Forschungsprojekt InGe gestartet. Disy Informationssysteme entwickelt dafür auf Basis von disy Cadenza den Prototypen eines zentralen Lagebildinstruments zur Datenerfassung und -auswertung. Aus den Analyseergebnissen sollen langfristig geeignete Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden.
Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst rückt immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, zuletzt in der Silvesternacht in Berlin. Einsatzkräfte im Rettungsdienst, bei Feuerwehr und Polizei, aber auch viele andere Berufsgruppen wie Lehrer oder Busfahrer sind davon betroffen. Über das tatsächliche Ausmaß existiert weder in Baden-Württemberg noch deutschlandweit ein umfassendes Gesamtbild. In der Polizeilichen Kriminalstatistik werden nur Straftaten erfasst, die den Ermittlungsbehörden durch eine Anzeige bekannt werden. Punktuelle Umfragen und Studien zu diesem Thema beschränken sich bisher auf bestimmte Berufsgruppen oder Gewaltarten und zeigen weder ein flächendeckendes Lagebild noch zeitliche Entwicklungen.
Renommierte Partner entwickeln Lagebildinstrument zu Gewalterfahrungen
Hier setzt das Forschungsprojekt "Lagebildinstrument zu Gewalterfahrungen von Beschäftigten im öffentlichen Dienst" (InGe) mit renommierten Projektpartnern aus Verwaltung, Forschung und Wirtschaft an. Das Ziel ist die Entwicklung eines neuartigen, softwaregestützten Instrumentes zur Erfassung und Auswertung dieser Vorfälle. So soll ein umfassendes Bild über Ausmaß, zeitliche Entwicklung und räumliche Gewaltverteilung gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg entstehen.
Meldeportal und Analysewerkzeug für verschiedene Nutzergruppen
Für dieses Lagebildinstrument konzipiert Disy Informationssysteme (Disy) als erfahrener Digitalisierungspartner der öffentlichen Verwaltung die softwareseitigen Grundlagen. Auf Basis von disy Cadenza, der Software für Business & Location Intelligence, wird ein nutzerfreundliches Meldeportal entwickelt, in dem sich Gewaltvorfälle schnell und unkompliziert erfassen lassen. Auf der zentralen Meldedatenbank können dann Datenanalysen zur Deliktverteilung in verschiedenen Dimensionen (Deliktarten, Berufsgruppen, u.a.), zur räumlichen Verteilung und zeitlichen Entwicklung durchgeführt werden. Für die verschiedenen Nutzergruppen sollen Dashboards für spezifische Informationsbedarfe entwickelt werden, die sich flexibel der aktuellen Datenlage anpassen. Mithilfe der Reporting-Funktionen von disy Cadenza lassen sich zudem automatisiert aktuelle Lagebilder an die zuständigen Stellen versenden. Sie beschreiben kompakt die aktuelle Situation und weisen auf Auffälligkeiten hin.
Vielfältig technische und organisatorische Herausforderungen
Methodisch, technisch und rechtlich steht das Projekt vor vielfältigen Herausforderungen. Grundlegende Fragen nach den zu erhebenden Gewaltarten oder wie Meldeprozesse zu organisieren sind, diskutieren die Projektpartner mit Vertretern der Praxis. Eine zentrale Frage dabei ist beispielsweise, welche Akteure als Meldende und als Empfänger der Auswertungen angesprochen werden sollen. Bei der Gestaltung der Softwarelösung müssen höchste Anforderungen an Rechtssicherheit und Benutzerfreundlichkeit erfüllt werden. Dies kann beispielsweise auf der Meldeseite geeignete Anonymisierungsmechanismen erfordern, damit der Schutz persönlicher Daten jederzeit rechtssicher gewährleistet ist.
Ebenso ist auf der Auswertungsseite sorgsam abzuwägen, welche Bedarfsgruppen (beispielsweise Bürgermeister:innen, Amtsleiter:innen und Aufsichtsbehörden) welche Daten in welchem Detailgrad zu sehen bekommen. Auch Aspekte einer späteren Operativsetzung des Forschungsprototypen wollen bereits bedacht sein. Neben der Erweiterbarkeit auf neue Berufs- oder Deliktgruppen zählt dazu auch das Antwortzeitverhalten des Softwaresystems (Performanz), das allein in Baden-Württemberg für 600.000 potentiell Betroffene relevant sein könnte.
Übertragbarkeit auf andere Bundesländer geplant
Der Forschungsprototyp wird im Rahmen des Projekts in ausgewählten baden-württembergischen Kommunen in mehreren Beispielbehörden intensiv getestet. Durch die Kopplung der kontinuierlichen Datenerhebung mit detaillierten Auswertungen können Gewaltvorfälle verschiedener Art erfasst, analysiert und längerfristig beobachtet werden. Damit kann der im Projekt InGe entwickelte Lösungsansatz durch die Sichtbarmachung von potentiellen Problemfeldern zur Prävention von Gewaltvorfällen beitragen und auf andere Bundesländer übertragen werden.
Hintergrundinformationen zum BMBF-Forschungsprojekt InGe
Das im Oktober 2022 gestartete Forschungsprojekt InGe wird von der Gemeinsamen Zentralstelle Kommunale Kriminalprävention (GeZ KKP) im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg koordiniert und vom Centre for Security and Society der Albert-Ludwig-Universität Freiburg (CSS) wissenschaftlich ausgestaltet. Disy verantwortet als erfahrener Digitalisierungspartner der öffentlichen Verwaltung die softwaretechnische Ausgestaltung von Meldeportal und Auswertungsalgorithmen zur Erstellung des Lagebildes. Das auf zwei Jahre Laufzeit angelegte Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme "Anwender - Innovativ II" unter dem Förderkennzeichen (FKZ 13N16495) anteilig finanziert. Weitergehende Informationen zum Projekt können unter www.projekt-inge.de abgerufen werden.
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Datum: 22.03.2023 - 17:20 Uhr
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Ansprechpartner: Astrid Fennen-Weigel
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