Ist der Politik der Klimawandel wichtiger, als der Mensch?
Deutschland braucht viel Strom, auch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Ist es überhaupt möglich, sich hohe Klimaziele zu setzen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand zu steigern?
(industrietreff) - Statt auf Verzicht, Sparmaßnahmen und Verbote zu setzen, wäre es doch eigentlich Zielführender Innovationen und Technologien zu fördern, die den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft erleichtern können. Beispielsweise können Investitionen in die Erforschung und Entwicklung von Speichertechnologien für erneuerbare Energien dazu beitragen, dass Deutschland auch dann genug Strom hat, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.
Innovationen spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Schaffung einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft.
Neue Technologien und Prozesse können dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Energieeffizienz zu verbessern. Innovationen können auch helfen, erneuerbare Energien zu fördern, neue Mobilitätslösungen zu entwickeln und nachhaltigere Landwirtschaftspraktiken zu ermöglichen.
Allerdings können Innovationen allein nicht ausreichen, um den Klimawandel zu bewältigen. Sie müssen von politischen Maßnahmen unterstützt werden, die Anreize für Investitionen in grüne Technologien und nachhaltige Praktiken schaffen, sowie durch eine Veränderung des Verhaltens und der Einstellungen von Unternehmen und Verbrauchern. Durch Verzicht und Verbote sind solche Ziele meist nicht zu erreichen!
Man kann also schon sagen, dass es möglich ist, hohe Klimaziele zu setzen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand zu steigern.
Dazu sind Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienzmaßnahmen und innovative Technologien erforderlich. Diese Maßnahmen können auch wirtschaftliche Vorteile bringen und dazu beitragen, dass Deutschland auf lange Sicht eine nachhaltige und kohlenstoffarme Wirtschaft aufbaut.
Es ist jedoch so, dass die Energiewende ein langer Prozess ist, der nicht von heute auf morgen erfolgen kann. Der Übergang zu erneuerbaren Energien erfordert erhebliche Investitionen und Änderungen in der Art und Weise, wie wir Energie produzieren, verteilen und nutzen. Die Politik muss daher eine ausgewogene Balance zwischen der Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, und den Auswirkungen auf die Bürger finden.
Die steigenden Energiepreise stellen eine große Herausforderung für viele Bürger dar, insbesondere für diejenigen mit niedrigem Einkommen oder in finanziell schwierigen Situationen.
Da hilft es den Betroffenen wenig, wenn man ihnen erklärt, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ein notwendiger Schritt ist, um den Klimawandel zu bekämpfen und zukünftige Generationen zu schützen. Die Politik muss daher unbedingt auch Maßnahmen ergreifen, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu erleichtern und die Energieeffizienz zu verbessern.
Es gibt verschiedene Ansätze, um sicherzustellen, dass die Bürger nicht übermäßig belastet werden. Zum Beispiel können Regierungen Energieeffizienzmaßnahmen fördern, um den Energieverbrauch zu senken und die Energiekosten zu reduzieren. Sie können auch finanzielle Unterstützung für einkommensschwache Haushalte bereitstellen, um ihnen zu helfen, ihre Energiekosten zu tragen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Energiewende eine notwendige Maßnahme ist, um den Klimawandel zu bekämpfen, aber es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Bürger nicht übermäßig belastet werden. Die Politik muss daher geeignete Maßnahmen ergreifen, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu erleichtern und die Auswirkungen auf die Bürger zu mildern.
Es ist fatal, wenn der Eindruck entsteht, der Politik sei der Klimawandel wichtiger, als der Mensch!
Nein, der Klimawandel ist nicht wichtiger als der Mensch. Der Klimawandel ist jedoch ein sehr ernstes Problem, das den Lebensraum und die Lebensgrundlagen vieler Menschen bedroht, insbesondere diejenigen, die am stärksten von den Auswirkungen betroffen sind, wie zum Beispiel Menschen in Entwicklungsländern und Menschen mit niedrigem Einkommen.
Die Politiker sollten ihren Wählern einmal erklären, dass der Klimawandel nicht nur eine Umweltfrage ist, sondern auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Menschenrechte. Der Klimawandel beeinträchtigt bereits jetzt die Gesundheit, den Lebensunterhalt und die Sicherheit von Menschen auf der ganzen Welt, und wenn wir nicht handeln, wird sich die Situation verschlimmern.
Deshalb ist es notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel zu bekämpfen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Bedürfnisse und Rechte der Menschen geschützt werden. Die Politik sollte darauf abzielen, eine kohlenstoffarme Wirtschaft aufzubauen und den Übergang zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen, während gleichzeitig soziale Gerechtigkeit und die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt werden.
Die immer wieder gestellte Frage, ob das Klima überhaupt geschützt werden möchte, kann man eigentlich nicht Ernst nehmen.
Klima an sich hat kein eigenes Bewusstsein und kann keine Absichten haben. Es handelt sich um ein komplexes System aus physikalischen und chemischen Prozessen, das durch natürliche Faktoren wie Sonnenstrahlung, vulkanische Aktivität und Kontinentaldrift beeinflusst wird. Der Klimawandel wird durch den menschgemachten Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Stickoxiden verursacht. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass der Klimawandel negative Auswirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft hat, einschließlich Extremwetterereignisse, Anstieg des Meeresspiegels und Aussterben von Arten. Es gibt auch wissenschaftliche Modelle und Szenarien, die zeigen, dass ohne eine drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen der Klimawandel noch schlimmer werden wird und schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben auf der Erde haben wird.
Deshalb ist es wichtig, den Klimawandel zu bekämpfen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Wir haben die Verantwortung, die natürliche Umwelt zu schützen und sicherzustellen, dass zukünftige Generationen in einer lebenswerten Welt leben können.
Koste es was es wolle?
Die Bekämpfung des Klimawandels erfordert sicherlich Anstrengungen und Investitionen, aber es ist auch wichtig, zu betonen, dass es möglich ist, den Klimawandel auf eine Weise zu bekämpfen, die auch wirtschaftlichen Nutzen bringt. Ein Übergang zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz kann beispielsweise langfristig Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft stimulieren.
Es ist auch wichtig zu erkennen, dass es im Interesse aller liegt, den Klimawandel zu bekämpfen. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels, wie Extremwetterereignisse, Anstieg des Meeresspiegels und Aussterben von Arten, werden langfristig hohe Kosten verursachen und die Wirtschaft und Gesellschaft belasten.
Deshalb ist es wichtig, dass Regierungen und Unternehmen auf nationaler und internationaler Ebene zusammenarbeiten, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen und den Klimawandel zu bekämpfen. Es ist jedoch auch wichtig, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels fair und gerecht sind und die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen, insbesondere der am stärksten von den Auswirkungen betroffenen Bevölkerungsgruppen.
Die Politik schüttet aber gerade das Kind mit dem Bade aus, siehe Abschaltung der letzten 3 Atomkraftwerke
„Die Entscheidung, die letzten verbleibenden Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten, ist ein kontroverses Thema und es gibt unterschiedliche Meinungen dazu“, sagt Horst Roosen, Vorstand des UTR |Umwelt|Technik|Recht| e.V. und Initiator des VCD Verbrennerf Club Deutschland im UTR e.V.
Die Befürworter der Abschaltung argumentieren, dass Atomkraftwerke potenziell gefährliche Risiken bergen und eine sichere Entsorgung des radioaktiven Abfalls eine große Herausforderung darstellt. Darüber hinaus können erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie eine sichere und saubere Alternative zur Atomenergie darstellen.
Die Gegner der Abschaltung argumentieren, dass Atomkraftwerke eine zuverlässige und emissionsarme Energiequelle darstellen und dass die Abschaltung zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und einer Verschlechterung der Energieversorgungssicherheit führen kann.
Der UTR e.V. hätte sich gewünscht, dass die drei Atomkraftwerke zumindest noch so lange hätten noch Strom liefern dürfen, bis unsere Energieversorgung auf absolut sicheren Beinen steht. Jetzt sind es ja eher „Wackelbeine“!
„Die Energiewende in Deutschland ist ein komplexes Thema wobei es keine einfache Lösung gibt“ befindet Roosen.
Lesen Sie hier bei uns den Beitrag von Holger Douglas: Deutschland auf dem Irrweg
Der Autor ist der Wissenschafts- und Technikjournalist Holger Douglas, der schon seit langem Dokumentationen mit Schwerpunkt »Wissenschaft und Technik«. produziert und früher für die öffentlich-rechtlichen Anstalten arbeitete, als die noch Etats und einen Sinn dafür hatten. Heute arbeitet Douglas für Sender auf dem weltweiten Markt, darunter das erste wöchentliche Wissenschaftsmagazin »An Kathab« für den arabischen Sender Al Jazeera.
Deutschland auf dem Irrweg
Kritik am Atomausstieg auf ARD: Viel zu spät und auch noch zahnlos
Die ARD sendet knapp vor der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke eine Reportage über das Aus der Kernkraft, doch selbst die gerät zahnlos. Wirklich kritisch nachgefragt wird nicht. Nicht einmal bei jenem dubiosen Staatssekretär Patrick Graichen, obwohl es genau an dieser Stelle mehr als genug offene Fragen gibt.
Neben staatstragenden Dokus wie »Hass gegen Queer« findet die ARD noch ein wenig Zeit, über den sogenannten Atomausstieg und die Folgen zu berichten. Wenige Tage vor der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke kam die ARD um die Ecke und fragte, ob man wirklich einem Industrieland die AKWs ohne Folgen abschalten kann.
Die offensichtlichen Widersprüche fallen sogar den Leuten von der ARD auf, die diese Doku (»Deutschland schaltet ab«) eilig zusammen geschustert haben. »Wie passt das zusammen?«
Unter rauchenden Schloten hört man: »Deutschland holt Kohlekraftwerke aus der Reserve wie hier Block sieben im Großkraftwerk Mannheim. 70 km südöstlich wird eines der letzten Kernkraftwerke abgeschaltet. Es stößt kaum Treibhausgase aus, sondern nur Wasserdampf«, heißt es unter dramatisch erscheinenden Nebelschwaden, die aus dem niedrigen Hybridkühlturm des Kernkraftwerkes Neckarwestheim kommen. Gleichzeitig werden – so weist der Sprecher hin – bei unseren europäischen Nachbarn die Kernkraftwerke ausgebaut.
Ins Bild gerückt wird Professor Harald Schwarz von der Universität Cottbus-Senftenberg. Wenn er im Ausland die deutsche sogenannte Energiewende vorstellt, bekommt er zu hören: »Aber ihr wisst schon noch, wie elektrische Stromversorgung gemacht wird?« Schwarz ist übrigens überrascht, dass unser Stromsystem noch stabil ist.
Ein Mitarbeiter des Kernkraftwerks Isar 2 sagt, dass er den Atomausstieg nicht nachvollziehen könne. »Alle reden vom Klima und wir fahren die Kohlekraftwerke an. Unerklärlich.« Zumal die Anlage »top in Schuss« sei, alle Revisionen wurden gemacht und sie sei perfekt gewartet. Zehnmal war das Kraftwerk Weltmeister in der erzeugten Jahresmenge an Strom.
Rafael Grossi von der internationalen Atomenergieorganisation in Wien IAEA übt keine direkte Kritik an dem deutschen Ausstieg, sondern weist auf die einzige Rolle Deutschlands hin: »Im Rest der Welt finden Sie das Gegenteil!« Frankreich hat 56 Reaktoren, es werden mehr. Belgien hat die Laufzeit von zwei seiner fünf Reaktoren verlängert. In den Niederlanden sollen zwei neue Reaktoren gebaut werden. In Großbritannien stehen neun Reaktorblöcke, zwei weitere sind im Bau. In Schweden laufen sechs Reaktoren, dort sollen weitere Kernkraftwerke hinzukommen. In Finnland produzieren fünf Reaktoren Strom. In Polen werden sechs Reaktoren geplant.
Es passiere gerade sehr viel, so Grossi, und bleibe nicht nur bei Absichtserklärungen. Er fabuliert allerdings, dass die meisten Länder rund 15 bis 20 Prozent Atomkraft anstrebten, »damit sie dann erneuerbare Energien besser in ihre Stromnetze integrieren können«. Kernkraftwerke also lediglich um sogenannte »Erneuerbare« herumbauen, um der Klima-Ideologie Referenz zu erweisen.
Gezeigt wird ein Besuch Habecks in Schweden, das bis vor kurzem noch aus der Atomkraft aussteigen wollte, aber eine 180-Grad-Wende vollzogen hat. Eine tatsächliche Wende also, keine 360-Grad-Wende à la Baerbock.
Einer der Filmautoren fragt Habeck bei einer Pressekonferenz in Schweden mit der schwedischen Wirtschaftsministerin Ebba Busch nach dem Gegensatz zwischen Schweden und Deutschland bei der Atompolitik. »Wie haben Sie Ebba Busch erklärt, dass es Deutschland ohne Atomkraft in Zukunft schaffen wird, seine Klimaziele zu erreichen?« Statt »schaffen wird« hätte er formulieren müssen: »schaffen will«. Habeck beginnt sein berühmtes Stottern: »Das ist der Unterschied im Energieverständnis. Schweden baut ein Atomkraftwerk und habe starke Wasserkraft, die dauerhaft grundlastfähigen Strom lieferten.«
Immerhin kommt Habeck das Wort von der »Grundlast« über die Lippen, diesen Begriff haben Grüne bisher immer abgeschmettert. Grundlast sei doch sowas von gestern, heißt es lautstark fast unisono aus den grünen Reihen. »Wir werden sehr zeitnah die Ausschreibung für Wasserstoffkraftwerke starten«, betet Habeck die neue Wunderlösung an. »Also wir bauen auch neue Kraftwerke, nur eben Kraftwerke, die zu unserem Energiesystem passen.« Habeck erzählt von einem Wettbewerb zwischen den Energiesystemen, die müssten zu dem Land passen.
Von Ebba Busch muss Habeck sich entgegnen lassen: »Wir brauchen alle gute Energieformen; wir brauchen viel Strom, auch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Ist es möglich, sich hohe Klimaziele zu setzen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand zu steigern? Bei dieser Schlüsselfrage sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir beides brauchen«, so Busch deutlich.
30 Prozent des Stroms in Schweden stammen aus Kernkraftwerken. In der Dokumentation erklärt Busch: »Die Frage des Klimaschutzes ist eine Schicksalsfrage. Schweden hat noch immer einen hohen CO2-Ausstoß in der Schwerindustrie und im Transportsektor. Wenn wir das durch Strom ersetzen wollen, geht das nicht allein mit erneuerbaren Energien. Da brauchen wir Atomenergie.« Jetzt will Schweden weiter neue Kernkraftwerke in aller Welt einkaufen.
Die Autoren der ARD-Doku besuchen Olkiluoto 3, den neuen Druckwasserreaktor in Finnland. Der Reaktor mit seinen 1600 MW wird 14 Prozent des finnischen Strombedarfes decken. Der ist mit seinen rund 11 Milliarden Euro Baukosten und einer extrem langen Bauzeit unter anderem deshalb so teuer geworden, erklärt ein Pressesprecher des KKW, weil sie nach einer langen Auszeit vom Atom erst wieder lernen mussten, wie Kernkraftwerke gebaut werden. Finnland hat übrigens den zweitniedrigsten Strompreis in Europa.
Gezeigt wird der finnische Fraktionsvorsitzende der Grünen, ehedem ein fundamentaler Kritiker der Atomenergie, heute fundamentaler Befürworter. Eigene Positionen müssten hinterfragt und verändert werden, meint er. Ohne Atomkraft werde es schwieriger, Treibhausgase zu reduzieren.
Eine ARD-Doku wäre keine ARD-Doku, wenn das Team nicht durch halb Europa reisen würde. Weiter geht es zu Professor Bruno Merk, einem nach Großbritannien ausgewanderten Kernphysiker. Merk will einen neuen Reaktor entwerfen, der die restlichen Kernbrennstoffe weiter ausnutzen kann. Denn dort sind noch 95 Prozent der Energien enthalten. Die bisherigen Reaktoren können aus technischen Gründen mit drei bis fünf Prozent nur einen geringen Teil der Energie des Urans ausnutzen. Merk hat Deutschland nach der Entscheidung Atomausstieg verlassen – wie viele andere Wissenschaftler auch.
Doch dies wird noch viele Jahre dauern. Keine Frage, diese Forschung ist wichtig, doch sie wurde in Deutschland so gründlich ausradiert, wie das eben nur hierzulande möglich ist. Aber nichts davon in der Doku, politische Gründe ausgespart. Die Autoren besuchen nicht jene Wissenschaftler in Berlin, die einen neuen Dual Fluid Reaktor entwickeln. Das Unternehmen ist zwar in Kanada angesiedelt, doch demnächst werden in Berlin Versuche dazu stattfinden.
Stattdessen wird »Klimaaktivistin« Zion Lights vorgestellt, eine konvertierte ehemalige Anti-Atomkraftaktivistin, die jetzt weltweit für Atomkraft als Mittel gegen den Klimawandel wirbt. Etwas, das sie mit Michael Shellenberger gemeinsam hat. Früher war sie in Großbritannien eine landesweit bekannte Gegnerin der Kernenergie. Sie hat ihre Meinung geändert, sagt der Film. Warum? Wegen der »Klimakrise«.
Gemeinsam mit Lights besuchen die Autoren in England das Mammutprojekt Hinckley Point C; dort werden zwei neue Reaktoren gebaut. »Es müssen noch viel mehr Atomkraftwerke gebaut werden«, betont Zion Lights jetzt mit derselben Verve und Radikalität doch genau andersrum – 180Grad-Wenden sind offenbar in. Jetzt schwärmt sie: »Es ist phantastisch, dass wir neue Kraftwerke bauen.« Deutlich sagt sie: »Wir brauchen Kraftwerke mit Grundlast!« Und fragt Deutschland: »Wollt ihr Atomkraft oder wollt ihr Kohle?« Lights inszeniert auf der Straße gemeinsam mit Statisten eine »Hochzeit« zwischen Erneuerbaren und Kernkraft.
Doch Kernkraftwerke sind teuer, sehr teuer sogar. Sie machen diesen Nachteil dadurch wett, dass sie mit wenig Brennstoff lange Zeit sehr große Energiemengen produzieren können. Das war ein wesentlicher Grund, warum in den 70er und 80er Jahren in Deutschland sogenannte »Konvoireaktoren« gebaut wurden: eine Konstruktion, ähnliche Zulassungen und Genehmigungen. Das reduzierte den Aufwand. Dazu war ein großes Potential und Knowhow für den Bau vorhanden. Doch hochspezialisierte und zertifizierte Schweißer beispielsweise gibt es kaum mehr. Darunter leidet übrigens auch der Bau in Hinckley Point.
Kernkraftwerke stellt man nicht einfach auf die Wiese, es sind äußerst komplexe Industrieanlagen, die eine entsprechende Infrastruktur von Forschung und Entwicklung über Bau bis hin zu kompetenten Fachleuten in den Genehmigungsbehörden benötigen. Diese Strukturen sind in Deutschland nahezu vollständig zerschossen worden. Grün dominierte Politik hat verbrannte Erde hinterlassen. Kein Wort davon in der Reportage.
Die Kosten des Baus an der englischen Westküste haben sich vervielfacht. Damit sollen die Kohlekraftwerke wegen der Klimakrise ersetzt werden, sagt ein Sprecher von Hinckley Point. Im Film kommt nicht heraus, dass dieser Gegensatz unsinnig ist. Auch Kohlekraftwerke werden weltweit massiv ausgebaut – sogar deutlich mehr als Kernkraftwerke. Sie sind einfacher und billiger zu bauen, Stein- und Braunkohle liegen überall in hohen Mengen in der Welt unter und auf der Erde und sind die preisgünstigste Art der Energieerzeugung. Absurd anzunehmen, Kernkraftwerke könnten schnell alles übernehmen.
Der Aktivistin folgt in der ARD-Doku die Technikhistorikerin Anna Veronika Wendland, die sich mit Kernkraft und ihrer Geschichte befasst und die das Abschalten für einen Fehler hält, nicht weil Kernkraftwerke hohe Energiemengen produzieren, sondern weil sie angeblich so schön CO2-frei sind.
Der aus einer SPD-wählenden Familie stammende Wendland, die aufgrund ihrer Position in den letzten Jahren immer wieder verunglimpft und diffamiert wurde, geht das Narrativ vom angeblich notwendigen Kampf gegen den Klimawandel und das CO2 flüssig und mühelos über die Lippen. Deswegen hält sie es für einen Fehler, die Kernkraftwerke anstelle der Kohlekraftwerke auslaufen zu lassen. Kernkraft könnte die Rolle übernehmen, die die Kohle spielt, sagt sie ohne Blick auf Zahlen und Realitäten. Nachgefragt wird ebenfalls nicht.
Dann wieder Bilder vom Steinkohlekraftwerk Mannheim, eine imposante und sehr moderne Industrieanlage. Dort wurden 2022 zwei Millionen Tonnen Steinkohle verbrannt. Der Sprecher dramatisch: »Importiert aus der ganzen Welt mit entsprechenden Folgen für das Weltklima.« Kein Wort davon, dass dieses Kraftwerk eines der effektivsten ist, zudem mit aufwändigen Filtersystemen fast vollständig sauber gemacht, die Verbrennung optimiert. Da kommt kaum noch Ruß raus, kaum Stickoxide, kein Schwefel.
Da sendet die ARD noch kurz vor knapp eine Reportage über das Aus der Kernkraft, doch die gerät zahnlos. Wirklich kritisch nachgefragt wird nirgendwo. Nicht einmal bei jenem dubiosen Patrick Graichen. »Der ist der Kopf hinter der deutschen Energiewende«, so der Sprecher. »Patrick Graichen war früher einer der wichtigsten Lobbyisten für erneuerbare Energien. Jetzt ist er Staatssekretär verantwortlich für den Umbau des deutschen Energiesystems.«
Dieser Satz wird als Fakt formuliert, kein Konjunktiv schränkt den verwegenen Anspruch ein, mal eben so ein Energiesystem »umbauen« zu können. »Es kommt mir ein bisschen so vor, gestatten Sie mir, wenn ich das so sage«, fragt der Reporter, »wenn wir unterwegs sind auf der Autobahn und alle kommen einem entgegen. Dann kann man ja denken, die sind alle falsch abgebogen. Aber vielleicht denkt man auch irgendwann, wir sind wir falsch abgebogen.«
Graichen redet tatsächlich davon, dass auf der Welt ein großer Wind- und Solarboom stattfinde. »Wenn ich mir die Zahlen angucke, weiß ich, dass wir auf dem richtigen Kurs sind und die Mediendiskussion, die alle Jahre wieder eine neue Sau durchs Dorf treibt, die kann ich dann tatsächlich auch an mir vorüberziehen lassen.« Keine kritische Nachfrage, sondern der Satz: »Die weltweite Entwicklung hin zur Atomkraft eine Erfindung der Medien?« Fragt der Sprecher aber nicht als Frage an Graichen. Interessant wäre dessen Antwort.
Die ARD-Reporter schauen noch kurz bei Trimet vorbei, der Aluminiumhütte in Hamburg. Die verbraucht so viel Strom wie eine Großstadt mit einer Million Einwohner. »Wie lange geht es hier noch weiter?« 240-mal wurde im vergangenen Jahr der Strom abgestellt. Die Produktion friert ein, ein kompletter Verlust der Produktion droht, wenn der Strom länger ausfällt. Zwei Drittel der Öfen sind zudem ausgeschaltet, die Strompreise sind zu hoch.
Jetzt kommt es bei der ARD an. Spät und zahnlos. Ganz zu schweigen, dass wenigstens das CO2-Narrativ ein klein wenig einschränkend im Konjunktiv erzählt wird. Eine entsprechende Nachfrage geht ebenfalls nicht an Graichen. Der darf dagegen am Schluss unwidersprochen noch seine neue Wunderwaffe ins Feld führen: »Im klimaneutralen Zustand sind dann dafür die Wasserstoffkraftwerke da.« Also irgendwann im Wunderland.
Speicher und Wasserstoff stehen noch lange nicht zur Verfügung, so der Sprecher und fügt nicht hinzu, ob überhaupt. Leider fehlt auch hierauf die Antwort von Graichen.
Ebba Busch, Wirtschaftsministerin in Schweden, will also neue Atomkraftwerke bauen lassen. »Schweden hat gerade den Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig gemacht«, informiert der Sprecher.
Nichts also ist unumkehrbar.
***
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Datum: 17.04.2023 - 14:51 Uhr
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