Studie von Aurora Energy Research: Kapazitätsmechanismus würde Versorgungssicherheit in Deutschland zu vertretbaren Kosten gewährleisten
(ots) -
- Ein zentraler Kapazitätsmechanismus könnte bis 2035 genügend Kapazitätszubau unterschiedlicher Technologien anregen (davon zwölf Gigawatt wasserstofffähige Gaskraftwerke) und so zusammen mit der Kraftwerksstrategie die Kapazitätslücke schließen.
- Bei Umlage auf alle Stromverbraucher lägen die Kosten bei unter einem Cent pro Kilowattstunde.
- Ausgestaltung des Kapazitätsmechanismus' hat entscheidenden Einfluss auf Wirksamkeit, eingesetzte Technologien und Kosten.
- Webinar zur Studie am Donnerstag, 27.06.2024, 10:00-11:00 Uhr. Infos und Registrierung hier (https://auroraer.zoom.us/webinar/register/WN_TeR6vET2R-a8omZOT4Ahlg#/registration)
Ein marktbasierter, technologieoffener Kapazitätsmechanismus würde den Ausbau von mindestens zwölf Gigawatt (GW) an wasserstofffähigen Gaskraftwerken in Deutschland anstoßen. Auch andere Technologien wie Batterien oder flexible Lasten können vom geplanten Kapazitätsmechanismus profitieren. Dadurch leistet dieser - neben der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung - einen entscheidenden Beitrag zum Schließen der durch den Kohleausstieg verursachten Kapazitätslücke. Die jährlichen Kosten für den Kapazitätsmechanismus lägen bei weniger als einem Cent pro Kilowattstunde und damit deutlich unter dem Niveau der früheren EEG-Umlage. Das zeigen Modellrechnungen und Simulationen, die die Energiemarktanalysten von Aurora Energy Research durchgeführt haben. Ihr Fazit: Entscheidend für den Erfolg eines Kapazitätsmechanismus' ist seine Ausgestaltung im Detail, bei der sich Deutschland an den erfolgreichen Beispielen anderer Länder orientieren sollte.
Kapazitätsmechanismen haben in den vergangenen Jahrzehnten weltweit an Bedeutung gewonnen, da sie die Finanzierung von regelbarer Leistung ermöglichen und so die Versorgungssicherheit im Zuge der Energiewende gewährleisten können. "Je höher der Marktanteil der Erneuerbaren Energien mit ihren niedrigen Grenzkosten wird, desto weniger rentabel ist unter den bisherigen Marktbedingungen der Bau und Betrieb der nötigen regelbaren Kraftwerke", sagt Lars Jerrentrup, Energiemarktexperte bei Aurora Energy Research. "Sie laufen schlicht zu selten und erzielen in der Regel keine ausreichend hohen Strompreise, um allein auf Basis des Stromverkaufs rentabel zu sein." Hier schafft ein Kapazitätsmechanismus Abhilfe, in dem die Betreiber zusätzlich für das Bereitstellen regelbarer Leistung vergütet werden. "Gerade ein Kapazitätsmechanismus mit zentral durchgeführten Auktionen kann für Deutschland gut funktionieren", sagt Jerrentrup. "Das zeigen sowohl die Erfahrungen anderer Länder als auch unsere aktuelle Studie."
Die deutsche Bundesregierung hat als Ergänzung zu ihrer Kraftwerksstrategie ein Konzept für einen Kapazitätsmechanismus angekündigt und will ihn spätestens 2028 einführen. Seine Ausgestaltung im Detail wird derzeit noch diskutiert. Deshalb haben sich die Aurora-Experten für ihre Simulationen unter anderem an den Regularien orientiert, die sich in anderen Ländern bereits bewährt haben. "Unter den getroffenen Annahmen zeigt sich, dass ein zentral geführter Kapazitätsmechanismus in Deutschland bis 2035 einen Zubau von mindestens zwölf GW an wasserstofffähigen Gaskraftwerken ermöglichen würde, die schrittweise auf Wasserstoff umrüsten", sagt Sarah Schoch, Autorin der Studie. "Auch der Zubau anderer Technologien, wie beispielsweise Batterien, wird durch einen Kapazitätsmechanismus angereizt, wie wir auch bei Auktionen in anderen Ländern sehen. Zusammen mit den 10,5 GW an neuen Gas- und Wasserstoff-Kraftwerken, die durch die Kraftwerksstrategie geschaffen werden sollen, würde so die durch den Kohleausstieg verursachte Kapazitätslücke bis 2035 geschlossen."
Ziel: Maximale Versorgungssicherheit bei minimalen volkswirtschaftlichen Kosten
Auch die Kosten des Kapazitätsmechanismus' haben die Analysten abgeschätzt: Würden sie durch eine gleichmäßig verteilte Umlage auf alle Stromverbraucher finanziert, ergäbe sich pro Kilowattstunde ein Mehrpreis von durchschnittlich 0,4 Cent im Jahr. Das liegt deutlich unter der inzwischen abgeschafften EEG-Umlage, die zuletzt 3,72 Cent pro Kilowattstunde betrug.
Kosten und Wirksamkeit eines Kapazitätsmechanismus'- wie auch die Auswirkungen auf verschiedene Technologieoptionen - sind nach Ansicht der Studienautoren in hohem Maße abhängig von der konkreten Ausgestaltung. "Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass ihre Systeme in vielen Punkten Ähnlichkeiten aufweisen", sagt Jerrentrup. "Die meisten Märkte haben ein bis vier Jahre Vorlaufzeit bei den Auktionen und Verträge für Neubauten haben größtenteils eine Laufzeit von 15 Jahren. Aber es gibt auch wichtige Unterschiede, wo der Gesetzgeber eine an die Besonderheiten des deutschen Strommarkts angepasste Lösung finden muss." So wird die Bewertung von Speichertechnologien und die Einbindung von Nachfrageflexibilität unterschiedlich gehandhabt, was entscheidenden Einfluss darauf haben wird, wie technologieoffen der Kapazitätsmechanismus tatsächlich wirkt. Auch die Höhe eines möglichen Maximalpreises in den Auktionen variiert in bestehenden europäischen Systemen erheblich, von 77.000 bis 164.000 Euro pro Megawatt. "Dieser Preis müsste den deutschen Anforderungen angepasst werden, unter Berücksichtigung der geplanten Dekarbonisierungsvorgaben für neue Gaskraftwerke", sagt Jerrentrup. "Um das Ziel maximaler Versorgungssicherheit bei möglichst niedrigen volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen, ist es zudem wichtig, dass sich die Bundesregierung eng mit Deutschlands Nachbarländern abstimmt und den Kapazitätsmechanismus kontinuierlich an veränderte Rahmenbedingungen anpasst."
Aurora Energy Research veranstaltet am Donnerstag, 27. Juni 2024, 10:00-11:00 Uhr, ein Webinar in englischer Sprache, in dem die wichtigsten Ergebnisse der Studie vorgestellt werden. Infos und Registrierung hier (https://auroraer.zoom.us/webinar/register/WN_TeR6vET2R-a8omZOT4Ahlg#/registration)
Über Aurora Energy Research
Aurora Energy Research ist ein Spezialist für Analysen und Modellierungen der europäischen und globalen Energiemärkte. Gegründet 2013 von Ökonomen an der Universität Oxford, um dem steigenden Bedarf an hochwertigen Daten und Fakten zum Energiemarkt zu begegnen, sind wir mittlerweile unter anderem der größte Anbieter von Strommarktanalysen in Europa. Mit mehr als 600 Energieexperten sowie 14 Büros in Europa, Asien, Australien, Nord- und Südamerika unterstützen wir Unternehmen, Regierungen und Institutionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bei langfristigen strategischen Entscheidungen. Weitere Informationen finden Sie unter www.auroraer.com/
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