IndustrieTreff - Zukunft für den Brachvogel: Neue Forschungsergebnisse des LBV ermöglichen besseren Schutz / Mit GP

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Zukunft für den Brachvogel: Neue Forschungsergebnisse des LBV ermöglichen besseren Schutz / Mit GPS-Sendern gegen das Aussterben - Neues Wissen über Jungvögel, Schlafplätze und Zugrouten

ID: 2156194


(ots) - Schreckensmeldung im Naturschutz: Im November 2024 dokumentiert Europa, dass der Dünnschnabel-Brachvogel ausgestorben ist - der erste Verlust einer Vogelart auf dem Festland in der Neuzeit. Damit seinem Verwandten, dem Großen Brachvogel, in Bayern nicht das gleiche Schicksal ereilt, forscht der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) seit 2017 mittels GPS-Technologie zu der braun gesprenkelten Vogelart mit dem gebogenen Schnabel. "Über 813.000 Datenpunkte der GPS-Sender haben uns in den vergangenen acht Jahren bisher unbekannte Einblicke zu dem vom Aussterben bedrohten Brachvogel geliefert. Diese Ergebnisse sind unmittelbar relevant für unsere Bemühungen, diese Art in Bayern zu erhalten", sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. So konnten die Naturschützerinnen und Naturschützer mehr darüber erfahren, wo die Vögel brüten, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind und welche Routen sie auf ihrem Weg in den Süden nutzen. Die Ergebnisse sollen gezielt in lokale Schutzprojekte einfließen, um Lebensräume zu optimieren und die Bedingungen für den Bruterfolg zu verbessern.

In den vergangenen 40 Jahren haben sich die Bestandszahlen des Brachvogel in Bayern knapp halbiert. So konnte die landesweite Wiesenbrüterkartierung 2021 nur noch 531 Brutpaare in 76 untersuchten Gebieten im Freistaat nachweisen."Besondere Sorge bereitet uns der fehlende Nachwuchs, der die Populationen in Bayern weiter schrumpfen lässt. Feuchte, weitläufige Wiesen mit vielen Insekten und Bodenlebewesen - der ideale Lebensraum für den Brachvogel - sind Mangelware. In den verbleibenden Brutgebieten sorgen Nahrungsmangel und Fressfeinde wie der Fuchs für fehlenden Nachwuchs", sagt die LBV-Projektleiterin Verena Rupprecht. Hier setzt das Forschungsprojekt an, indem es die Lebensraumansprüche der Brachvögel in verschiedenen Lebensphasen untersucht und daraus konkrete Schutzmaßnahmen abgeleitet hat.

Seit 2017 konnten die Naturschützerinnen und Naturschützer des LBV über 40 Brachvögel in sechs bayerischen Brutgebieten mit kleinen, leichten Sendern ausstatten. Die meisten davon im mittelfränkischen Altmühltal. Die Sender übertragen die Position der Vögel rund um die Uhr über mehrere Jahre hinweg. "Eine wichtige neue Erkenntnis unserer Forschung ist, dass Brachvögel nach dem Schlüpfen etwa vier bis fünf Jahre benötigen, bis sie ein eigenes Revier gründen und erfolgreich brüten. Dies erklärt, weshalb der Erfolg von Schutzmaßnahmen oftmals erst nach einigen Jahren durch eine Vergrößerung der Population erkennbar wird", erklärt Verena Rupprecht.





Nur durch den Einsatz der GPS-Sender konnte das Team auch die nächtlichen Schlaf- und Ruheplätze der Vögel entdecken. Diese liegen teils bis zu 20 Kilometer von den Brutgebieten entfernt. "Die Nacht birgt für Brachvögel besondere Gefahren, weil nachtaktive Füchse und Marder dann auf der Jagd sind. Deshalb sind sichere Schlafplätze entscheidend für das Überleben der Vögel", so die LBV-Biologin. Durch die Erkenntnisse des Projekts können solche Schlafplätze nun aktiv geschützt und auch neu geschaffen werden.

Auch die Zugrouten der bayerischen Brachvögel konnte das Forschungsteam genau verfolgen. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen aus Norddeutschland und Skandinavien, die vor allem an der Nordsee, in England und den Niederlanden überwintern, zieht es die bayerischen Brachvögel in der kalten Jahreszeit in den Süden. Ihre Winterquartiere liegen in Südfrankreich, Spanien, Portugal und sogar Marokko, wo sie in Küstenlagunen nach Nahrung suchen. "Wir machten spannende Beobachtungen beim Vogelzug. So wissen wir nun, dass junge Brachvögel ihre Zugroute erst lernen müssen und sich gerade anfänglich oft verfliegen und nur über Umwege an ihr Ziel gelangen", berichtet Rupprecht.

Forschung für den praktischen Schutz

Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt haben nicht nur wissenschaftlichen Wert, sondern dienen vor allem dem Schutz der Brachvögel. Schutzprojekte in Bayern können anhand dieser Ergebnisse und den daraus abgeleiteten Maßnahmenempfehlungen angepasst werden. "Dank moderner Technik und langjähriger Forschung ist es gelungen, neue Einblicke in das Leben des Brachvogels zu gewinnen. Nun gilt es, Theorie in Praxis umzusetzen, damit der Brachvogel auch in Zukunft in Bayern eine Chance hat", betont Verena Rupprecht.

Über das Projekt

Der Brachvogel benötigt zur erfolgreichen Aufzucht seiner Küken weiträumige, extensive Wiesen mit vielen Insekten und Würmern sowie möglichst wenig Störungen. Mehrere Faktoren, wie die Intensivierung der Landwirtschaft, Druck durch Fressfeinde und die steigende Freizeitnutzung in der Natur, führen jedoch zu starken Bestandseinbrüchen bei dem Wiesenbrüter. Um die Lebensraumbedürfnisse der seltenen Vögel genauer zu analysieren, hat der LBV von 2017 bis 2024 ein Satellitentelemetrie-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt durchgeführt, gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Zu den Projektgebieten zählen Altmühltal, Königsauer Moos, Altbayerisches Donaumoos, Donautal bei Regensburg, Regentalaue und der Flughafen München.

Über den LBV

1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein.

Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns

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Datum: 04.03.2025 - 11:58 Uhr
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