Neue Messtechnik besteht Test im Südharz mit Bravour
(industrietreff) - Bonn/Kohnstein - Die ortsgenaue und kostengünstige Lokalisierung unterirdischer Hohlräume mittels geophysikalischer Verfahren stößt bislang an recht enge Grenzen. Mit einem neuen Verfahren aus Thüringen könnte sich dies jetzt ändern. Das Bergmassiv Kohnstein im Südharz, an dem heute noch in großen Mengen Gipsgestein abgebaut wurde, hat Geschichte. Tief drin im Berg verläuft ein Netz von Stollen, das im Zweiten Weltkrieg eine der größten Untertageproduktionen der Nazis beherbergte. Rund um die Uhr bauten Tausende von Häftlingen hier unter SS-Bewachung die gefürchteten V-Waffen.
Vor kurzem wurde die Probe aufs Exempel gemacht: Ein kleiner Messtrupp untersuchte den Hang, unweit des vor einigen Jahren neu aufgewältigten Zutrittsstollens, durch den heutige Besucher der Gedenkstätte in einen kleinen Teil der ehemaligen Produktionsstätte gelangen können. Es galt, den ursprünglichen Fahrstollen zu finden, der durch Sprengung verbrochen ist, und die tiefer im Berg liegenden Kammern und Stollen anzumessen.
Alle fünf Meter setzte das Messgerät auf, nach zehn, zwölf oder vierzehn Messpunkten entstand ein Diagramm, das von den Spezialisten Vera Becker und Armin Meiwald direkt vor Ort einer groben Auswertung unterzogen wurde. Und tatsächlich: Die unter 20 bis 25 Metern Überdeckung liegenden Stollen zeichneten sich sauber auf dem Bildschirm ab. Offenbar kein Problem für ein Verfahren, das in den vergangenen beiden Jahren entwickelt wurde und seinen vorerst letzten Schliff an einer 47 Meter tief liegenden Tropfsteinhöhle erhielt.
Deshalb wollten die Tester der Bergsicherung Ilfeld auch mehr sehen. Auf der anderen Seite des Kohnstein hatten sie für den Nachmittag drei Messtrassen durch den Wald vorgegeben. Auch stand das gleiche Programm auf dem Plan. Nach drei Stunden stand fest, dass auf allen drei Trassen mehrere Kammern und Stollen in Tiefen bis zu 70 Metern geschnitten wurden. Die Experten von der Bergsicherung waren zufrieden und legten anschließend den Stollenplan offen.
Ob die Tester mit „Sehr gut“ oder nur mit „Gut“ votieren, hängt von der intensiven Nachbearbeitung am heimischen Computer ab. Sorgfältig werden dabei die ersten, direkt vor Ort dokumentierten Messdiagramme einer zweiten Interpretation unterzogen, damit selbst kleine Anomalien oder Hohlräume nicht übersehen werden. Wo früher aufwändige Geophysik, Seismik oder mühsame und teure Rasterbohrungen nötig waren, verhilft das neuartige Hochleistungs–Bodenuntersuchungssystem namens Terrasearch Pro zu vergleichsweise schnellen, flächendeckenden und preiswerten Untergrundanalysen. Weiterer Pluspunkt, beispielsweise gegenüber schwerer Bohrtechnik: Die Mobilität des Systems erlaubt Erkundungsarbeiten ohne Belastungen von Grund und Boden.
Die Technik basiert auf der Interferenz elektromagnetischer Wellen, die computergestützt weiterverarbeitet werden zu einem bildgebenden Verfahren. Dabei können Interferenzen Störungen, Hohlräume und Schichtgrenzen bis zu einer Eindringtiefe von 60 bis 70 Metern darstellen. Anders formuliert: Das computergestützte Suchverfahren scannt den Untergrund und stellt ihn mittels Spektralanalyse grafisch am Computer dar.
Der Hydrogeologe Dr. Thomas Krassmann, der das Verfahren bei Rotenburg ob der Tauber testete, sieht gute Perspektiven für die neue Technik: „Summa summarum eignet sich das Verfahren überall dort, wo der Blick in den Boden nötig ist, etwa in Gefahr von Bergbaufolgeschäden und Erdfällen oder auch in der Archäologe zur Lokalisierung von Kellern, Ganganlagen und Grabkammern.“ Ganz ohne Bohren oder Baggern geht es allerdings nicht immer ab. Ist ein Hohlraum erst einmal lokalisiert, gibt die gezielt angesetzte Bohrung mit Bohrlochkamera Aufschluss über die exakten Daten des Hohlraumes und gegebenenfalls seines Inventars.
„Ich sehe in dem vorgestellten Verfahren einen wesentlichen Fortschritt in der Untersuchung von Verdachtsflächen. Mit TerrasearchPro kann eine flächenhafte Erstuntersuchung und bei festgestellten Interferenzen eine detaillierte Feinanalytik den Aufwand für die abschließende bohr- und kameratechnische Erkundung wesentlich reduzieren“, kommentiert deshalb Dipl.-Ing. Reiner Fehling, langjähriger ehemaliger Geschäftsführer der Bergsicherung Ilfeld, abschließend.
Weitere Infos: FKO Underground Analysis, Management Center Schloß Elbroich, Am Falder 4, 40589 Düsseldorf, Tel.: 021-75707-12, Fax: 0211-750053, Email: fko-underground(at)t-online.de
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Datum: 14.09.2006 - 09:16 Uhr
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