Intelligente Pflanzenschutzspritze erreicht Praxisreife
Ein neues, GPS-gestütztes System zur zielgenauen Unkrautbekämpfung ist jetzt auf dem Markt erhältlich - zur Entlastung der Umwelt und der Betriebskosten. Ein Video-Interview mit Prof. Dr. Roland Gerhards.
(industrietreff) - Stuttgart/Hohenheim, 22. Mai 2007 – Über zehn Jahre arbeiteten Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Hohenheim an dem Problem: Wie kann man Pflanzenschutzmittel so zielgenau ausbringen, dass die Unkrautbekämpfung auf das absolut notwendige Maß reduziert wird? Das Ergebnis der Forschungen ist ein High-Tech-System bestehend aus hochauflösenden Bispektralkameras, GPS, Bildverarbeitungssoftware und Dreikammerspritze, das Mitte Mai auf dem „4. Workshop Precision Farming“ der Universität Hohenheim vorgestellt wurde. Das innovative System identifiziert Unkräuter qualitativ und quantitativ, erstellt Unkrautverteilungskarten und bringt schließlich die Herbizide nur dort aus, wo sich tatsächlich für die Kulturpflanze schädliche Unkräuter oder Unkrautnester befinden. So können über 50 Prozent Spritzmittel eingespart werden, was nicht nur die Betriebskosten erheblich senkt, sondern auch der Umwelt zugute kommt. Proplanta sprach mit dem Leiter des Instituts für Phytomedizin der Universität Hohenheim Prof. Dr. Roland Gerhards, dessen Forschungsgruppe das System entwickelt hat.
„Mit dieser Dreikammerspritze können wir teilschlagspezifisch operieren“, erläutert Gerhards die Vorteile dieser Technik im Proplanta-Gespräch. „Dadurch können wir die heterogene Unkrautverteilung auf Ackerflächen berücksichtigen.“ Außerdem könne die Ausbringungsmenge bedarfsgerecht variiert und verschiedene Wirkstoffe spezifisch ausgebracht werden, da drei komplett getrennte Spritzsysteme auf einem Gerät integriert sind. „30 bis 60 Prozent der Herbizide lassen sich damit einsparen“, erläutert Gerhards. „Wir können hochselektiv Unkräuter bekämpfen und damit die Nebenwirkungen von Herbiziden auf Kulturpflanzen verringern sowie die Umwelt entlasten.“ Das erste Gerät, hergestellt von der Firma Kverneland, sei bereits seit drei Jahren unter praxisüblichen Bedingungen erfolgreich im Einsatz. Die Frage, bei welcher Betriebsgröße sich eine Anschaffung rentiere, sei jedoch nicht zwingend an der Größe auszumachen, da der Pflanzenschutz durchaus auch von Lohnunternehmen denkbar sei. Prinzipiell könne „eine solche Spritze pro Jahr bis 1000 Hektar an Pflanzenschutzmitteln applizieren.“
Die Unkrautbekämpfung erfolgt derzeit noch in zwei Arbeitsgängen: Im ersten Schritt werden mittels eines speziellen Trägerfahrzeugs GPS-gestützte Digitalfotos von der Verunkrautungssituation des Ackerschlages aufgenommen. Mit Hilfe von Bildverarbeitungssoftware und einer wissensbasierten Datenbank werden die gewonnenen Geodaten online ausgewertet sowie Unkrautverteilungskarten generiert. Diese werden im zweiten Schritt in den Steuerungscomputer der Pflanzenschutzspritze eingespeist. Die Pflanzenschutzspritze ist dann in der Lage, drei verschiedene Wirkstoffe ortsspezifisch und bedarfsgerecht auszubringen.
Das Video mit dem vollständigen Interview mit Prof. Gerhards finden Sie in der Videogalerie, Pressefotos und Logos im Pressebereich unter http://www.proplanta.de.
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Datum: 06.06.2007 - 10:38 Uhr
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