Strompreise steigen im Frühjahr beiüber 100 Versorgern
Seit März Tariferhöhungen für mehr als 10 Millionen HaushalteBelastung für betroffene Verbraucher steigt um durchschnittlich 6,1 ProzentNur vereinzelt Preissenkungen für Privatkunden
(industrietreff) - Berlin, 19. April 2011 - Nachdem bereits zum Jahresbeginn zahlreiche Stromversorger ihre Preise erhöht haben, steigen die Kosten auch im Frühjahr vielerorts an. Wie eine deutschlandweite Analyse des unabhängigen Verbraucherportals toptarif.de (www.toptarif.de) zu den aktuellen Strompreisänderungen zeigt, haben seit März 101 Unternehmen Tariferhöhungen von durchschnittlich 6,1 Prozent vorgenommen oder planen entsprechende Anhebungen in den kommenden Wochen.
Betroffen von den Preiserhöhungen im Frühjahr sind mehr als zehn Millionen Haushaltskunden, da neben dem größten deutschen Energieversorger E.ON auch der größte ostdeutsche Regionalversorger enviaM und weitere kundenstarke Unternehmen wie die sächsische ENSO oder die Münchener Stadtwerke mehr Geld von ihren Stromkunden verlangen. Bereits im Januar und Februar hatten über 680 Anbieter an der Preisschraube gedreht, darunter die drei Energieriesen RWE, EnBW und Vattenfall.
Insgesamt verzeichnen die Experten von toptarif.de für den März Preiserhöhungen bei 51 lokalen Versorgern. Im April und Mai ziehen die Preise bei weiteren 33 bzw. 17 Unternehmen an. Mit Blick auf die Preisentwicklungen im Frühjahr kommen auf einen vierköpfigen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh Strom durchschnittliche Mehrkosten von rund 60 Euro zu. Nur in Einzelfällen werden Stromkunden finanziell entlastet. So ist der Strombezug unter anderem in Leipzig und Saarbrücken seit Anfang April etwas günstiger. Allerdings fallen die jetzigen Entlastungen von 3,5 bzw. 3,7 Prozent deutlich geringer aus als die vorangegangenen Preiserhöhungen zu Jahresbeginn von 12,4 bzw. 6,0 Prozent.
Kostentreiber Ökostrom?
Gegenwärtig liegen die durchschnittlichen Strompreise für Privatverbraucher in Deutschland etwa 6,7 Prozent höher als im letzten Frühjahr. "Im Hinblick auf die diesjährigen Preiserhöhungen verweisen die Stromversorger auf den starken Anstieg der Umlage zur Förderung der Erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) von 2,047 Cent pro kWh auf 3,53 Cent pro kWh", führt Daniel Dodt von toptarif.de aus. "Kritik an der Preispolitik der Strombranche kommt dagegen aus dem politischen Lager sowie von zahlreichen Energieexperten und Verbraucherschützern. Sie werfen den Konzernen vor, erheblich günstigere Konditionen beim Stromeinkauf nicht in ausreichendem Maße an ihre Endkunden weitergegeben zu haben."
Auch die gegenwärtigen Preiserhöhungen im Frühjahr werden von den Anbietern mit der Anhebung der EEG-Umlage begründet. Der aktuelle Preisanstieg an der Strombörse in Folge der Atomkatastrophe in Japan und des von der Bundesregierung verhängten Moratoriums hat hingegen (noch) keine Auswirkungen auf die Preise für Privatverbraucher. "Der Strombedarf für Haushaltskunden wird von den Versorgern in der Regel ein bis mehrere Jahre im Voraus eingekauft", so Dodt. "Entsprechende Preisbewegungen, die jetzt an der Börse stattfinden, dürften demnach erst mittelfristig zum Tragen kommen und auch nur dann, wenn sich der momentane Trend verstetigt." Dabei ist zudem der Aspekt zu beachten, dass die reinen Beschaffungskosten nur etwa ein Drittel des Strompreises für Haushalte ausmachen, die restlichen zwei Drittel aber durch andere Faktoren beeinflusst werden. Insofern sind konkrete Prognosen zur Strompreisentwicklung über das restliche Jahr hinaus stets mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet.
"Trotz anhaltend steigender Strompreise haben Verbraucher die Möglichkeit, sich durch einen einfachen Anbieterwechsel gegen höhere Energiekosten zur Wehr zu setzen", macht Dodt deutlich. Insbesondere Haushalte, die sich noch nie mit dem Thema auseinander gesetzt haben und ihren Strom über teure Tarife der gesetzlichen Grundversorgung beziehen, können ihre Rechnung durch die Wahl eines neuen Anbieters vielerorts um mehrere Hundert Euro reduzieren. Auch die Wahl von Ökostromtarifen muss nicht zwangsläufig teurer sein. Oftmals sind selbst Angebote mit hochwertigen Qualitätssiegeln wie "ok-power" und "Grüner Strom Label" rund zehn Prozent günstiger als der örtliche Basistarif.
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Datum: 19.04.2011 - 12:31 Uhr
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