Energieverbrauch sinkt 2011 kräftig / Öl erreicht historischen Tiefpunkt / Fotovoltaik vor Wasserkraft / Energiemix verändert
(ots) - Der Energieverbrauch in Deutschland wird in
diesem Jahr deutlich zurückgehen und voraussichtlich eine Höhe von
13.411 Petajoule (PJ) beziehungsweise 457,6 Millionen Tonnen
Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) erreichen. Nach vorläufigen
Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG
Energiebilanzen) beträgt der Rückgang voraussichtlich knapp 5
Prozent. Den größten Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung hatte im
abgelaufenen Jahr die milde Witterung, was den Bedarf an Wärmeenergie
deutlich verminderte. Einen weiteren wesentlichen Einflussfaktor
bildeten 2011 die hohen Energiepreise. Ein zusätzlicher statistischer
Effekt ergibt sich aus dem Rückgang der Kernenergie und dem Ausbau
der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie Kraftwerken mit
hoher Effizienz. Bereinigt um Temperatureffekte wäre der
Energieverbrauch 2011 nur um ein Prozent gesunken.
Der Mineralölverbrauch betrug im abgelaufenen Jahr 4.549 PJ (155,2
Mio. t SKE) und sank damit auf das niedrigste Niveau seit 1990.
Gegenüber dem Vorjahr verminderte sich der Verbrauch um 3 Prozent.
Zuwächse ergaben sich ausschließlich beim Diesel, dessen Absatz
konjunkturbedingt um 2 Prozent anstieg. Otto- und Flugkraftstoffe
lagen dagegen leicht im Minus. Besonders stark stockte die Nachfrage
nach Heizöl. Der Absatz an leichtem Heizöl lag um 15 Prozent unter
dem des Vorjahres und beim schweren Heizöl gab es ein Minus von 3
Prozent. Neben der milden Witterung sorgten insbesondere der kräftige
Preisauftrieb im Jahresverlauf für Kaufzurückhaltung bei den
Verbrauchern.
Der Erdgasverbrauch blieb 2011 um gut 10 Prozent hinter dem Wert
des Vorjahres zurück und erreichte eine Höhe von 2.760 PJ (94,2 Mio.
t SKE). Obwohl sich die Konjunktur positiv auf den Gasabsatz
auswirkte, sorgten die im Vergleich zum Vorjahr nahezu durchgängig
höheren Temperaturen für einen rückläufigen Absatz im Wärmemarkt. Der
Einsatz von Erdgas in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung
stabilisierte sich im zweiten Halbjahr nach einem deutlichen Rückgang
in der ersten Jahreshälfte; insgesamt blieb er unter dem
Vorjahresniveau.
Beim Verbrauch von Steinkohle gab es 2011 ein leichtes Minus von
0,7 Prozent. Insgesamt wurden 1.685 PJ (57,5 Mio. t SKE) verbraucht.
Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken,auf den mehr als zwei
Drittel des Gesamtverbrauchs entfallen, nahm um rund 2 Prozent ab.
Die Stahlindustrie hingegen steigerte ihren Bedarf um rund 4 Prozent.
Die Lieferungen an den Wärmemarkt waren witterungsbedingt rückläufig.
Der Verbrauch an Braunkohle stieg um knapp 4 Prozent auf 1.568 PJ
(53,5 Mio. t SKE). Der Zuwachs spiegelt die positive Entwicklung bei
den Lieferungen an die Kraftwerke wider, an die rund 90 Prozent der
inländischen Braunkohlegewinnung gehen. Zuwächse gab es auch bei den
Veredlungsprodukten.
Die Kernenergie verminderte ihren Beitrag zur Energiebilanz
infolge des Ausstiegsbeschlusses im Jahresverlauf um knapp 23
Prozent.
Die erneuerbaren Energien legten 2011 insgesamt um 4,1 Prozent zu.
Mit einem Beitrag von 1.449 PJ (49,4 Mio. t SKE) steigerten sie ihren
Anteil am Energieaufkommen auf knapp 11 Prozent. Besonders stark
stiegen die Beiträge der Windkraft (+22 Prozent ) und der Fotovoltaik
(+67 Prozent). Die Nutzung von Biogas stieg um 21 Prozent.
Demgegenüber sanken die Beiträge der Wasserkraft (ohne Pumpspeicher)
um 9 Prozent und der der Biokraftstoffe um 8 Prozent. Die Fotovoltaik
leistete 2011 mengenmäßig erstmals einen größeren Beitrag zur
Energiebilanz als die Wasserkraft.
Der Stromaustauschsaldo mit den europäischen Nachbarländern weist
Ende 2011 noch einen leichten Ausfuhrüberschuss in Höhe von 5
Terawattstunden (TWh) auf. Hinter dieser Entwicklung verbirgt sich
eine deutliche Zunahme der Stromimporte, bei gleichzeitiger Abnahme
der Stromexporte.
Energiemix verändert sich
Die 2010 und 2011 verabschiedeten energiepolitischen Beschlüsse
zur Förderung der erneuerbaren Energien und zum Austieg aus der
Kernenergie schlagen sich in der Primärenergiebilanz des abgelaufenen
Jahres in Form leicht geänderter Anteile nieder. Allerdings haben
auch Witterung und Bestandseffekte Einfluss auf die Struktur des
Primärenergieverbrauchs. Wichtigster Energieträger bleibt auch 2011
das Mineralöl mit einem Anteil von 33,8 Prozent. Es folgt das Erdgas,
dessen Anteil leicht auf 20,6 Prozent zurückgeht. Die Steinkohle
erhöht ihren Beitrag zum Energiemix auf 12,6 Prozent und die
Braunkohle kommt auf einen Anteil von 11,7 Prozent. Die Kernenergie
vermindert sich auf 8,8 Prozent. Die Erneuerbaren erhöhen ihren
Beitrag zum Energiemix auf 10,8 Prozent. Auf sonstige Energietäger
und den Stromaustauschsaldo entfallen 1,7 Prozent.
Weniger Kohlendioxid
Infolge des rückläufigen Energieverbrauchs vermindern sich die
energiebedingten CO2-Emissionen um mehr als 3 Prozent. Bereinigt um
den Temperatureffekt wäre der CO2-Ausstoß um etwa ein Prozent
gestiegen.
Grafiken zur Meldung finden Sie hier:
http://www.ag-energiebilanzen.de/?PD092011
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Datum: 20.12.2011 - 12:25 Uhr
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