IndustrieTreff - Ein Kubikmeter Erdgas in einer 1,5-Liter-Thermosflasche

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Ein Kubikmeter Erdgas in einer 1,5-Liter-Thermosflasche

ID: 67672

Auf minus 161 Grad heruntergekühlt verflüssigt sich Erdgas und kann in speziellen Tankschiffen kostengünstig transportiert werden. Ein Viertel des Erdgashandels wird bereits als sog. LNG-Gas transportiert.


(industrietreff) - Der Bedarf an Erdgas steigt in Deutschland nach wie vor, gleichzeitig ist aber die europäische Erdgasförderung rückläufig. Der deutsche Erdgasbedarf wird daher inzwischen zu rund 85 Prozent aus ausländischen Vorkommen gedeckt, allen voran russischen. Aktuell bezieht Deutschland 37 Prozent seines Erdgases über zwei große Pipeline-Routen aus Russland. Der Bau einer dritten Pipeline, der Ostseepipeline, wird von dem russischen Gasriesen Gazprom und den deutschen Energieversorgern E.ON und Wintershall voran getrieben.

Monopolstellung
Die hohen Investitionen in die Pipelines können nur von den großen Energiekonzernen aufgebracht werden. Das Resultat ist eine Monopolstellung der deutschen Gasimporteure, allen voran E.ON Ruhrgas. Ein Auswuchs dieser marktbeherrschenden Stellung ist die sog. Ölpreisbindung. Erst jüngst hat diese Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis zu dramatischen Preiserhöhungen bei Erdgas geführt. Die Ölpreisbindung ist nicht gesetzlich verankert, sondern eine internationale brancheninterne Vereinbarung zwischen ausländischen Produzenten und deutschen Importeuren. Im Grunde handelt es sich dabei um ein klassisches Kartell.

Ein Kubikmeter Gas in einer Thermosflasche
Die künstlich hoch gehaltenen Gaspreise schaffen allerdings auch Raum für alternative Transportmöglichkeiten, die bisher unwirtschaftlich waren. Am weitesten verbreitet ist bereits jetzt der Transport von verflüssigtem Erdgas per Tankschiff. Wird Erdgas bis auf seinen Siedepunkt bei minus 161,5 °C abgekühlt, geht es nicht nur in den flüssigen Zustand über, sondern schrumpft dabei auf ein Sechshundertstel seines Volumens – und das bei normalem Umgebungsdruck. So passt ein Kubikmeter Erdgas in eine 1,5-Liter-Thermosflasche. LNG (Liquefied Natural Gas) ist eine ungiftige Flüssigkeit, glasklar und geruchlos. Am Bestimmungsort wird es dann erwärmt und wieder in den gasförmigen Zustand versetzt, so dass es für den regulären Gasleitungstransport per Pipeline zur Verfügung steht.




LNG kann bei fast atmosphärischem Druck in speziellen Tankschiffen mit isolierten Lagertanks transportiert werden. Zwei Transportsysteme haben sich bisher durchgesetzt, das Kugeltanksystem mit selbsttragenden, unabhängigen Tanks sowie das Membrantanksystem.

Kugeltanksysteme
LNG-Tankschiffe mit Kugeltanksysteme nutzen große kugelförmigen Behälter mit Durchmessern von 40 Metern und mehr. Die Kugeltanks sind selbsttragend, d. h., die Behälter bilden gleichzeitig die tragende Struktur. Die Isolierung der aus Aluminium oder auch Edelstahl gefertigten Behälter erfolgt von außen.
Die Fertigung der Kugeltanks ist sehr aufwändig und bedarf hoher Investitionskosten für den Aufbau einer entsprechenden Fertigungslinie.

Membransystem
Membransystem-Tankschiffe verfügen über eine Doppelhülle, die eine tragende Tankstruktur bilden. Die Tankbehälter sind in den Schiffskörper integriert. Die Membrantechnologie ist die älteste für LNG-Schiffe und sie ist gleichzeitig bautechnisch am aufwändigsten. Die Tanks sind von einer Doppelschicht umhüllt. Ganz innen befindet sich in der Regel eine 0,7 bis ein Millimeter dicke Metallmembran, die den Tank abdichtet. Dahinter liegt eine Isolierschicht, die aus verschiedenen Materialien wie etwa Sperr- oder Balsaholz gefertigt ist. Um den Tank optimal zu isolieren, hat der Sandwichaufbau eine weitere Schicht, in der Aluminium, Glasfaser oder Polyurethan aufeinander folgen.

CNG-Tankschiffe
Als Alternative der derzeitigen LNG-Tankschiffe könnten künftig Schiffe an Bedeutung gewinnen, mit denen das Erdgas unter sehr hohem Druck und meist normaler Umgebungstemperatur in Druckbehältern als so genanntes Compressed Natural Gas/CNG oder Pressurized Natural Gas/PNG transportiert wird. Diese Technologie hat den Vorteil, dass die aufwändigen und teuren Landanlagen zur Rückverflüssigung des LNG entfallen können.

LNG-Tankerflotte
Die Anzahl der LNG-Tankschiffe hat sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt. Anfang 2004 waren 160 Schiffe in Betrieb. Bis 2015 rechnet man mit einer neuerlichen Verdopplung der Flotte bei deutlich größeren Einheiten. Derzeit gibt es etwa 140 Seerouten für LNG-Tanker, pro Jahr werden etwa 3.000 Schiffstransporte gezählt. Um möglichst wirtschaftlich zu fahren, sind die Gastanker riesig groß. Auf manchen würden drei Fußballfelder leicht Platz finden. Ein mittlerer LNG-Gastanker mit einem Fassungsvermögen von 138.000 Kubikmetern transportiert den jährlichen Gasverbrauch einer ganzen Kleinstadt mit 56.000 Haushalten. Neue LNG-Schiffe werden vorrangig in Südkorea, aber auch in Spanien und Frankreich gebaut. LNG-Tanker werden aufgrund der hohen Baukosten (typisch 200 Mio. US$) für eine Lebensdauer von ca. 40 Jahren konstruiert und meist erst auf Kiel gelegt, wenn eine Langfristcharter (20 Jahre) vorliegt.

Asien vorne
Aufgrund der besonderen geografischen Insel-Lage von Japan, Südkorea und Taiwan besitzt der Transport von LNG für diese Länder eine besondere Bedeutung. Fast 80 Prozent der globalen LNG-Exporte geht an die asiatischen Wirtschaftsmächte. Für Europa spielten LNG-Transporte bisher nur eine untergeordnete Rolle, da über Pipelines bezogenes Gas billiger war. Der Transport per Tankschiff ist erst wirtschaftlich, wenn der Weg von der Quelle zum Verbraucher mehr als 3000 km beträgt. Am Zielhafen wird die eisige Fracht in speziell isolierte, doppelwandige und mit Kühlsystemen ausgestattete Coldboxen gepumpt, die bis zu 60 Meter hoch sind. Dort lagert das flüssige Gas als LNG Gas oder CNP (Comprised Natura) Gas bis der Verbraucher es benötigt. Erwärmt und wieder in Gaszustand versetzt, wird es in Pipelines und regionale Versorgungssysteme eingespeist, damit es Kraftwerke antreibt, Industrieanlagen zum Laufen bringt und Wohnungen wärmt.

Ein Viertel des Weltgashandels
Inzwischen werden weltweit fast 180 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr per Tankschiff transportiert. Dieses entspricht rund einem Viertel des Welterdgashandels oder sechs Prozent des weltweiten Erdgasverbrauchs. Experten erwarten bis zum Jahr 2010 einen Anstieg auf 310 Milliarden Kubikmeter. Experten gehen davon aus, dass LNG in rund zwanzig Jahren mindestens ein Viertel der auf der Welt eingesetzten Energie liefern wird. Das hat mehrere Gründe. Politik, Preise und Technik spielen eine wichtige Rolle. Der Preis für Rohöl kletterte in den letzten Monaten auf Schwindel erregende Höhen von bis zu 150 $ pro Fass, während die Kosten für Flüssiggas in wenigen Jahren um 25 Prozent sanken. Hinzu kommt, dass die möglichen Lieferregionen wie z.B. der Nahe Osten sowie West- und Nordafrika nicht zu den Stammlieferanten auf dem deutschen Energiemarkt gehören.

Kein deutsches LNG-Terminal
Zumindest hinsichtlich der Terminals zur Regasifizierung von LNG läuft die Entwicklung an Deutschland vorbei. Die Planungen für das erste deutsche Terminal am Standort Bremerhaven liegen seit Jahren auf Eis. Das LNG-Gas wird uns dennoch erreichen, allerdings über Pipelines aus den umliegenden europäischen Seehäfen. In Rotterdam entsteht derzeit unter Beteiligung von E.ON Ruhrgas das LNG-Terminal "Gas Access To Europe" (Gate). Die Fertigstellung ist für das Jahr 2011 geplant. Die Gesamtkapazität wird 12 Milliarden Kubikmeter Erdgas erreichen .Das entspricht mehr als 130 großen Tankschiffen und reicht für die Versorgung von 6 Millionen Einfamilienhäusern.


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Datum: 16.12.2008 - 11:07 Uhr
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