Schlechte Zeiten für die Chemie-Industrie
- REL-Studie zeigt Reduzierung der Working-Capital-Performance europäischer Chemie-Unternehmen
- Unternehmen mittlerer Größe sind besonders betroffen
- Weltweit dramatischer Einbruch großer Absatzmärkte wie Automobil- und Bauindustrie
(industrietreff) - London/Frankfurt am Main, 29.06.2009 – Für 2008 meldet die im Juni 2009 veröffentlichte aktuelle Working-Capital-Studie der Unternehmensberatung REL (Tochter des weltweit operierenden US-Beratungsunternehmens The Hackett Group) bei den 1.000 größten europäischen Unternehmen eine Verbesserung um 4,9% des DWC (Days Working Capital) gegenüber dem Vorjahr 2007. Die Berechnungsmethode ist bestechend einfach: Das eingesetzte Umlaufvermögen (Working Capital) errechnet sich auf seine Tagesreichweite aus den Kenngrößen DSO (Days Sales Outstanding: Wie viel Tage Umsatz stecken in aufgelaufenen Forderungen) plus DIO (Days Inventory Outstanding: Bestandsreichweite) minus DPO (Days of Purchases Outstanding: Tagesreichweite der eigenen Verbindlichkeiten).
Was sich zunächst positiv darstellt, wird von der Studie aber wieder relativiert: Dieses positive Ergebnis wurde stark bestimmt durch die Unternehmen der Branche Öl, Gas und Brenn- und Kraftstoffe, die mit rund 342 Mrd. EUR etwa 17% des kumulierten Gesamtumsatzes von etwa 2.010 Mrd. EUR der 1.000 europäischen Unternehmen ausmachen: Sie profitierten nicht allein von den 2008 exorbitant gestiegenen Preisen; sie konnten 2008 auch die Bedingungen für DSO und DPO diktieren.
Bereinigt um diese Branche liest sich das Analyseergebnis weit weniger positiv: 2008 verschlechterte sich das DWC insgesamt um 1,9%. Besonders betroffen durch eine Verringerung der DWC-Tagesreichweite war neben Branchen wie Telekommunikation, Medien, Kommunikation und Ma-schinenbau auch die europäische Chemie-Industrie: Ihre DWC-Tagesreichweite verringerte sich insgesamt 2008 erneut um 12 Prozent, nachdem sie bereits 2007 eine Reduzierung um 8% zu verzeichnen hatte. Laut Bernhard Wenders, Deutschland-Direktor der REL, hat sich „dieser negative Trend gerade in den ersten beiden Quartalen 2009 dramatisch verstärkt, nachdem 2009 die Finanz- und Wirtschaftskrise voll durchschlägt“.
Das gilt auch für die europäische und deutsche Chemie-Industrie, die zunehmend global operiert und vernetzt ist: Der weltweit dramatische Einbruch der großen Absatzmärkte Automobil- und Bauindustrie sorgt für extrem rückläufige Abnahmen bei Farben, Lacken, Dämm- und Füllstoffen, bei Schmiermitteln und Kunststoffprodukten.
Seit dem Jahresende 2008 liegen enorme Bestände auf Halde, da Maßnahmen wie Produktionseindämmung bis hin zur Stilllegung von Produktionsanlagen nicht zeitgleich einhergingen mit der Stor-nierung oder Reduktion der Rohmaterial-Bestellungen: Der Fertigwaren-Abverkauf konnte den durch die verminderte Produktion stetig wachsenden Bestand an Rohmaterial nicht kompensieren.
Dazu kommt, dass die chemische Industrie äußerst kapitalintensiv ist und dass sich die Produktion bislang an den Unit Costs of Production, den Produktionseinheits-Kosten orientiert, nicht am Working Capital. Es wurden also große Produktionslose bevorzugt, die zwar die Produktionskosten senken, die aber große Bestände verursachen. Während Großkonzerne wie die Linde Gruppe ihre DWC-Ratio 2008 gegenüber 2007 noch um 2% verbessern konnte oder BASF eine relativ geringe Verringerung um 4% hinnehmen musste, laufen vor allem mittlere Betriebe ohne große Marktmacht Gefahr, zwischen nachfragemächtigen Kunden und großen Lieferanten auf der Strecke zu bleiben.
Bernhard Wenders empfiehlt den Unternehmen
- ihre Bestände soweit wie möglich an die Zulieferer zu retournieren und
- ihre Produktion auf kleinere Losgrößen, analog zum Auftragseingang durch die Kunden (Make to Order), umzustellen. Das erhöht zwar die Produktionskosten der Fertigwaren, reduziert aber die Bestände und verringert dadurch die Kapitalbindung
- in intensive Preisverhandlungen mit den Zulieferern einzutreten: Die verringerten Abnahmen der Rohmaterialien dürfen keine Preiserhöhungen verursachen
- den immer volatileren Absatzmärkten durch hohe Flexibilität zu begegnen. Voraussetzung dafür ist die lückenlose Integration und das optimierte Zusammenspiel aller marktrelevanten Unternehmensabteilungen: Marketing, Vertrieb, Produktion, Finanzwesen
- die Zahlungsziele sowohl der Kunden als auch der Zulieferer intensiv und langfristig orientiert neu zu verhandeln: Viele große Hersteller wie Dow, BASF oder DuPont sind bereits dazu übergegangen, ihren Kunden längerfristige Zahlungsziele ohne Rabatte einzuräumen, statt auf rabattierten Sofortzahlungen zu bestehen. Solche Lösungen lassen sich auch mit den Zulieferern aushandeln. In jedem Fall sollten Trade off Models durchgerechnet werden, wie sich eine Erhöhung oder Reduzierung der Zahlungsziele gegenüber Kunden und Lieferanten auswirkt und
- die internen Prozesse müssen so ausgerichtet werden, dass die Zahlungsziele optimal ausgeschöpft werden (keine verfrühten Zahlungen an Lieferanten und Einhaltung der vereinbarten Zahlungsziele der Kunden).
„Alle beteiligten Unternehmen werden es sich in jedem Fall gut überlegen, ob sie wirklich ein Skonto ziehen wollen oder nicht lieber längere Zahlungsziele in Anspruch nehmen“, so Wenders.
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Unternehmensinformation / Kurzprofil:
The Hackett Group, Inc. (NASDAQ: HCKT), ein weltweit agierendes Beratungsunternehmen, gehört zu den Marktführern in den Bereichen Best Practice Advisory, Benchmarking und Transformationsberatungsdienstleistungen inkl. der Beratung für Shared Services, Offshoring und Outsourcing. Führungskräfte nutzen Hacketts empirischen Ansatz, der auf der Auswertung von Best Practices und Implementierungserkenntnissen von über 4.000 Benchmark-Aktivitäten basiert, um Initiativen schnell zu definieren und zu priorisieren und so eine herausragende Effizienz zu erreichen. Über den Geschäftsbereich REL bietet Hackett Working Capital-Lösungen mit dem Ziel an, signifikante Verbesserungen im Cash-Flow zu erreichen. Der Bereich Hackett Technology Solutions bietet Beratungsdienstleistungen für Unternehmensapplikationen an, die helfen, die IT-Kapitalrendite zu maximieren. Hackett war für 2.700 Großunternehmen und Behörden tätig, darunter 97% der im Dow Jones-Index geführten Firmen, 73% aus der Fortune 100-Liste, 73% aus dem DAX 30- sowie 45% aus dem FTSE 100-Index.
HFN Kommunikation GmbH
Hanauer Landstraße 161-173
60314 Frankfurt am Main
Marius Dittert
Tel. +49 (0)69 923186-19
Fax +49 (0)69 923186-22
Email: mdittert(at)hfn.de
www.hfn.de / www.hfn-ar.de
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Datum: 29.06.2009 - 11:35 Uhr
Sprache: Deutsch
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